Bauakustischer Wahrnehmungs-Raum

  • Der neu errichtete bauakustische Wahrnehmungsraum am Wiener TGM bietet die Möglichkeit, akustische Raumsituationen zu simulieren und wiederzugeben.© RIGIPS
  • Im Labor am Wiener TGM werden akustische Raumsituationen simuliert, selbst von Räumen, die in der Realität noch gar nicht existieren. © RIGIPS
  • Herbert Müllner unterrichtet angewandte Akustik am TGM.© RIGIPS
  • Herbert Müllner ist seit in der Versuchsanstalt TGM im Fachbereich Akustik und Bauphysik tätig© 
  • Hinter den Kulissen© RIGIPS

Mit der Errichtung des bauakustischen Wahrnehmungsraumes am Technologischen Gewerbemuseum TGM in Wien ist für Herbert Müllner, Leiter des Fachbereichs Akustik und Bauphysik, ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. Das neu installierte Labor bietet gänzlich neue Möglichkeiten, akustische Erscheinungen realistisch hörbar zu machen.

Vor knapp einem Jahr wurde mit dem „bauakustischen Wahrnehmungsraum“ in der Abteilung für Akustik und Bauphysik am Wiener TGM ein multisensorales Labor errichtet, das es jetzt erstmals ermöglicht, akustische Raumeindrücke gezielt zu simulieren. Damit versuchen die Forscher und Techniker eine Antwort auf die Frage zu finden, was bauakustischer Wohnkomfort bedeutet und wie man Wohnkomfort in diesem Zusammenhang überhaupt definieren kann.

„Eigentlich ist der Raum eine Bühne, die man entsprechend bespielen kann – sprich wo man unterschiedliche Räume und akustische Ereignisse gezielt gestalten kann“, erklärt Herbert Müllner. Die Bandbreite der simulierbaren Raumsituationen reicht dabei von Wohnräumen über Bürosituationen bis hin zum Kaffeehaus samt Schanigarten an der nächsten Straßenecke. Für einen visuell realistischeren Eindruck ist es auch möglich, eine der Wände mit einer Videoprojektion zu bespielen. So lässt sich beispielsweise auch der Einfluss von visuellen Reizen auf das Geräusch- oder Lärmempfinden des Menschen überprüfen. Für die Simulation gibt es unterschiedliche Methoden.

Momentan arbeitet das TGM mit einem „bineuralem Werkzeug“, wie Müllner es nennt, oder vereinfacht: sehr hochwertigen Stereokopfhörern. „Damit lassen sich unterschiedlichste Situationen darstellen. Einerseits können wir die Umweltgeräusche so aufnehmen, wie sie tatsächlich in der Realität entstehen.“ Dies passiert mit einem Dummy, der die Geräusche, so wie das menschliche Gehör, einfangen kann. Andererseits lassen sich auf diese Weise die aufgenommenen Umweltgeräusche auch über bauakustische Gegebenheiten beeinflusst wiedergeben. Dazu werden die Aufnahmen mit den (bauakustischen) Kenndaten der jeweiligen Produkte am Computer überlagert.

„Damit können wir sozusagen jeden x-beliebigen Raum und jede beliebige Schalldämmsituation im Raum nachstellen. Das heißt, wir geben eine akustische Situation wieder, die es in der Realität noch gar nicht gibt“, so Müllner. Im Endausbau des schalltechnischen Raumes sollen die Kopfhörer durch ein so genanntes Ambisonic-System ersetzt werden. Dabei gibt eine hochtechnische Lautsprecheranlage hinter den Verkleidungen der Wände einen Geräuscheindruck wieder, der extrem nahe an der Realität liegt.

Person:

Ing. Mag.rer.nat Herbert Müllner  
 Absolvent der Höheren Technischen Lehranstalt für Elektrotechnik, danach Studium der Psychologie an der Universität Wien.
 seit 1984 in der Versuchsanstalt TGM im Fachbereich Akustik und Bauphysik tätig
 seit 1999 zeichnungsberechtigter Gutachter im Bereich Bau- und Raumakustik
 2008-2012 stellvertretender Leiter und seit 2012 Leiter des Fachbereichs Akustik und Bauphysik
 Herbert Müllner unterrichtet neben seiner Tätigkeit in der Versuchsanstalt angewandte Akustik am TGM, ist Vortragender in Seminaren zu Themen der Bau- und Raumakustik aus bauphysikalischer Sicht, aber auch im Hinblick auf soziale und psychologische Aspekte des Themenkomplexes.
 Er arbeitet in nationalen und internationalen Fachgremien mit. Der Fachbereich Akustik und Bauphysik pflegt enge Kooperationen mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen.
 

   

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