Studieren im Grünen Prater

  • Sigmund Freud Universität, 1020 Wien
    Sigmund Freud Universität, 1020 Wien
    Neben der Freitreppe laden Sitzstufen zum Verweilen ein – regengeschützt unter der rund acht Meter tiefen Auskragung.© Veronika Neubauer, Sigmund Freud Privatuniversität Wien
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    Die skulpturale Treppe durchbricht die Decke und schafft Sichtbeziehungen zwischen den Geschoßebenen.© Veronika Neubauer, Sigmund Freud Privatuniversität Wien
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    Die Seminarräume und Hörsäle bestechen durch ihre hochwertige Raum-atmosphäre mit Verglasungen vom Parapet bis zur Decke, Parkettböden und kontrollierter Raumlüftung für ausreichende Frischluftzufuhr.© Veronika Neubauer, Sigmund Freud Privatuniversität Wien
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    Den Erschließungszonen im Universitätsgebäude haben die Architekten besondere Beachtung geschenkt© Veronika Neubauer, Sigmund Freud Privatuniversität Wien
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    Im zweiten Sockelgeschoß dominiert die Treppenanlage, die gegenüber dem Haupteingang wie eine Skulptur in den Raum gestellt wurde, die Eingangsebene.© Veronika Neubauer, Sigmund Freud Privatuniversität Wien
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    Eine besondere bauliche Herausforderung stellte in diesem Zusammenhang der Brandschutz dar.© Veronika Neubauer, Sigmund Freud Privatuniversität Wien
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    Ãœber eine breite Freitreppe gelangt man in die Hauptverteilerebene im zweiten Sockelgeschoß. © Veronika Neubauer, Sigmund Freud Privatuniversität Wien

Nach nur 17 Monaten Bauzeit startete die Sigmund Freud Privat Universität im März den Lehrbetrieb. Neben hochwertiger Lehre wird den Studenten am Campus Messestraße auch eine spannungsreiche Architektur in einem lebendigen, neu entstehenden Stadtquartier geboten. Als weltweit erste Bildungsinstitution bietet sie Studenten rund um den Globus in der Heimatstadt ihres Namensgebers das Vollzeitstudium der Psychotherapiewissenschaften. Die dafür erforderlichen Hörsäle und Seminarräume bilden den Schwerpunkt des Raum- und Funktionsprogramms im Universitätsgebäude.

Universitätsareal

Der Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft zum Campus der Wirtschaftsuniversität besteht aus drei Baukörpern mit unterschiedlichen Nutzungen. So wird neben der Sigmund Freud Privat Universität die WU den zum Campus hin orientierten Gebäuderiegel als Außenstelle nutzen. Hier läuft der Innenausbau derzeit auf Hochtouren, im September startet der Lehrbetrieb.

Gegenüber errichtete die Akademikerhilfe als Bauherr ein Boardinghaus mit 165 Wohneinheiten, um den kurzfristigen Wohnbedarf von Lehrenden und Studierenden vor Ort decken zu können. Alle drei Gebäude sind über eine gemeinsame Tiefgarage, die sich unter dem gesamten Grundstück erstreckt, unterirdisch miteinander verbunden. Städtebaulich vervollständigt das Ensemble des Campus Messestraße den benachbarten Campus der WU Wien. So entsteht ein spannungsreiches Universitätsareal im aufstrebenden Stadtquartier zwischen dem Prater und der Donau als Vergnügungs- und Naherholungsgebiete auf der einen Seite und der Messe Wien sowie dem Büro- und Wohngebiet „Viertel Zwei“ als urbanes Pendant auf der anderen Seite.

„Das neue Ensemble schafft mit seiner baulichen Dichte qualitätsvolle urbane Räume und vereint eine klare, funktionale Struktur mit einer außergewöhnlichen und zugleich zeitlosen Formensprache. Die drei Baukörper formen aufgrund ihrer Geometrie eine logische Einheit, stehen aber funktional und gestalterisch ebenso für sich alleine“, beschreiben Barbara Holzer und Tristan Kobler vom Züricher Planungsbüro Holzer Kobler Architekturen das bauliche Konzept.

Gemeinsam mit der Wiener Architektin Regina Freimüller-Söllinger zeichnen sie für den städtebaulichen und architektonischen Entwurf verantwortlich. Die weitere Projektentwicklung sowie die Generalplanung stammen von der Werkstatt Grinzing WGA ZT GmbH.

Freiraum für die Bildung

Die U-förmige Anordnung der drei Gebäude umschließt einen großzügigen Innenhof, der sich zum Grünen Prater hin öffnet. Als Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Funktionseinheiten dient dieser Hof auch als qualitätsvoller, kommunikativer Aufenthaltsraum unter freiem Himmel. Zwei skulpturale Sitzinseln mit Lärchenholzbeplankung und begrünter Mitte laden zum Verweilen unter schattenspendenden Bäumen ein. Die Bäume müssen freilich erst wachsen, mit der Eröffnung des Restaurants L’Osteria samt Schanigarten im Innenhof ist aber bereits für das leibliche Wohl gesorgt.
„Mit dem Prater – der grünen Lunge Wiens – im Blickfeld wird der nach Süden ausgerichtete Hof zum urbanen Salon“, erklären Holzer und Kobler.

Hochwertige Innenraumgestaltung

Vorbei sind die Zeiten, wo im fensterlosen Audimax hinter verschlossenen Türen studiert wurde – zumindest an der Sigmund Freud Uni. Großformatige Fensterflächen, die sich teilweise über die gesamte Raumbreite erstrecken, erzeugen lichtdurchflutete, freundliche Innenräume und schaffen eine Blickverbindung zwischen innen und außen.

Für eine hochwertige Lernatmosphäre sorgen neben dem Tageslicht auch die Ausstattung der Hörsäle und Seminarräume: Parkettböden, eine kontrollierte Raumlüftung für ausreichend Frischluftzufuhr und doppelt beplankte Gipskartonständerwände, die für eine entsprechende Schalldämmung zwischen den Lehrräumen sorgen. Abschnittsweise dienen an den Wänden vorgesetzte Akustikpaneele mit Quadratlochung und dahinterliegender Dämmung für eine gute Raumakustik, damit auch in den letzten Reihen noch jedes Wort nicht nur gehört, sondern auch verstanden wird. In den Gangzonen finden sich die gleichen Akustikelemente als abgehängte Konstruktion auch im Deckenbereich. Darunter verbirgt sich ein Großteil der technischen Infrastruktur, wie Haustechnikleitungen und Lüftungsrohre. In den Hörsälen und Seminarräumen wurden die Decken von Akustikverkleidungen freigehalten, um durch hohe Räume eine angenehme Raumatmosphäre zu schaffen. Das gesamte Universitätsgebäude wurde mit einer Betonkernaktivierung ausgestattet, sowohl für die Beheizung als auch für die Raumkühlung. Wenn beispielsweise bei Prüfungen die Köpfe rauchen, kann die Raumtemperatur konstant gehalten werden. Unterstützt wird das positive Raumklima aber auch durch den natürlichen Baustoff Gips in den Trockenbauplatten der Zwischenwände, die neben der Lüftungsanlage einen wesentlichen Beitrag zur Raumfeuchte-regulierung leisten.

Repräsentative Erschließung

Der Haupteingang zum Unigebäude liegt direkt am Freudplatz. Über eine breite Freitreppe gelangt man in die Hauptverteilerebene im zweiten Sockelgeschoß. Neben der Treppe laden Sitzstufen zum Verweilen vor der Uni ein – regengeschützt durch die rund acht Meter weite Auskragung der Obergeschoße, die sich mit ihrem Fassadenraster im Wechsel aus unterschiedlich bedruckten Glaselementen und ebenflächigen Fensteröffnungen, deutlich von der dunkelgrauen Putzfläche des Sockels abheben.

Im zweiten Sockelgeschoß dominiert die Treppenanlage, die gegenüber dem Haupteingang wie eine Skulptur in den Raum gestellt wurde, die Eingangsebene. Mit einem integrierten umlaufenden Lichtband schneidet sich die Treppe einen Durchbruch in die rote Deckenfläche. Ein gestalterisches Element, das sich in den einzelnen Geschoßen wiederholt und so eine optisch hochwertige Sichtverbindung zwischen den Ebenen schafft.

„Den internen Erschließungszonen wurde in der Sigmund Freud Privat Universität besondere Beachtung geschenkt. Neben dem reibungslosen Betrieb übernehmen sie auch repräsentative Funktionen und dienen zwischen den Vorlesungen oft auch als Pausen- und Aufenthaltsraum“
, erklärt Vanessa Platzdasch, projektverantwortliche Architektin im Planungsbüro Werkstatt Grinzing.

Brandschutz auf höchstem Niveau

Eine besondere bauliche Herausforderung stellte in diesem Zusammenhang der Brandschutz dar. So sind die Gangzonen über Brandschutz-Schiebetüren, die in den Trockenbau-Zwischenwänden versteckt sind und nur im Brandfall automatisch schließen, in einzelne Abschnitte geteilt. Planerisch und baulich anspruchsvoll war auch die Brandabschottung der Eingangsebene – die mit dem zweiten Obergeschoß einen Brandabschnitt bildet – von den darüber liegenden Ebenen. Die Lösung brachte unter anderem eine horizontale Brandschutztüre, die in der Deckenkonstruktion versteckt ist und im Brandfall den Luftraum zwischen zweitem und drittem Obergeschoß abriegelt. Zusätzlich zur repräsentativen Treppe dienen zwei eigenständige Stiegenhäuser als Fluchtweg.

Webseite der Sigmund Freud Universität: www.sfu.ac.at

Fakten

Sigmund Freud Privat Universität, Messestraße 1, 1020 Wien      

Bauherren:

  •  SFU Forschungsbund Verwaltungs GmbH, 1030 Wien
  • Akademikerhilfe Studentenunterstützungsverein, 1080 Wien
 Architektur:

 Vorentwurf und Entwurf: 

 Projektentwicklung, Generalplanung:  Werkstatt Grinzing WGA ZT GmbH, 1190 Wien, www.werkstattgrinzing.at
 Ausführendes Unternehmen:  Strabag AG, 1220 Wien
 Trockenbau:  Lindner GmbH, 2500 Baden
 Planungsbeginn:  Februar 2012
 Baubeginn:  September 2013
 Fertigstellung aller drei Bauteile:  Jänner 2015 bzw. Juni 2015
 Baukosten aller drei Bauteile:  31 Millionen EuroÂ