Barock trifft High-Tech

  • Deutsches Theater in München
    Deutsches Theater in München
    Rund 1600 Zuschauer finden im neuen Theatersaal Platz.© PHOTO GRAF, München
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    Deutsches Theater in München
    650 Quadratmeter schallabsorbierende und 400 Quadratmeter schallreflektierende Decken sorgen für beste Raumakustik.© Pressestelle Deutsches Theater, München
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    Deutsches Theater in München
    Starke Kontraste: Der Silbersaal erstrahlt im historischen Glanz und bildet das gestalterische Pendant zum großen Theatersaal.© Pressestelle Deutsches Theater, München
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    Deutsches Theater in München
    Das Foyer gibt einen Ausblick darauf, was den Zuschauer im neu gestalteten Theater erwartet. © Pressestelle Deutsches Theater, München
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    Deutsches Theater in München
    Die gestalterische Schwere des alten Entrees ist einem luftigen Ambiente mit flexiblem Farblichtspiel gewichen.© Pressestelle Deutsches Theater, München
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    Deutsches Theater in München
    Die Raumakustikplanung wurde entsprechend den Anforderungen an ein Musiktheater und der Verwendung einer elektroakustischen Anlage hin optimiert. © Pressestelle Deutsches Theater, München
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    Deutsches Theater in München
    Rund 1600 Zuschauer finden im neuen Theatersaal Platz. Bogenförmige Lichtkanäle durchschneiden die vorgesetzten Decken und Wände in Trockenbauweise und sorgen für eine atmosphärische Lichtinszenierung.© Pressestelle Deutsches Theater, München
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    Deutsches Theater in München
    Bogenförmige Lichtkanäle durchschneiden die vorgesetzten Decken und Wände in Trockenbauweise und sorgen für eine atmosphärische Lichtinszenierung.© Pressestelle Deutsches Theater, München

Was lange währt, wird endlich gut: Nach Abschluss der Umbauarbeiten im Frühjahr 2014 ist das Deutsche Theater in München nicht wieder zu erkennen. Hinter der sanierten Barockfassade verbirgt sich ein ebenso abwechslungsreiches wie farben­frohes Interieur, das nicht nur gestalterisch, sondern auch technisch allen Anforderungen an einen zeitgemäßen Theaterbetrieb gerecht wird.

Fünf Jahre war das Deutsche Theater in der Schwanthalerstraße 13 im Zentrum von München gesperrt, ehe Anfang des vergangenen Jahres die Wiedereröffnung gefeiert werden konnte. Während der Spielbetrieb in ein Großzelt nach Fröttmaning nebst der Allianz-Arena ausgelagert wurde, unterzog sich das denkmalgeschützte Haus einer Rundum-Sanierung. Diese umfasste nicht nur die Renovierung der baulichen Struktur, sondern beinhaltete auch ein Update der gesamten Haus- und Bühnentechnik. Die städtebaulich schwierige Lage im Kern einer Blockrandverbauung sowie die extrem aufwändigen Instandsetzungs- und Adaptierungsarbeiten am Gebäudeensemble führten nicht nur dazu, dass der Fertigstellungstermin mehrfach verschoben werden musste, sondern auch zu einer deutlichen Kostenerhöhung. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die neobarocke Fassade erstrahlt im neuen alten Glanz. Das Interieur wurde in den denkmalgeschützten Bereichen wie beispielsweise dem prunkvollen Silbersaal weitgehend wieder in den Originalzustand versetzt, und das Herzstück – der große Theatersaal mit knapp 1.600 Sitzplätzen – ist nach der Sanierung nicht wieder zu erkennen: Die Farbe Rot dominiert nicht nur in der Bestuhlung, sondern auch an den Wänden und Decken. Statt klassischer Kristalllüster übernehmen bogenförmige Einschnitte in die vorgehängte Trockenbaukonstruktion der -Decken und Wände die Beleuchtung des Saals.

Haus mit Geschichte

Mit rund 300.000 Besuchern jährlich ist das Deutsche Theater in München das größte Gastspieltheater der Bundesrepublik Deutschland. Errichtet wurde es in den Jahren 1894 bis 1896 im neobarocken Stil von dem Architekten und Unternehmer Alexander Blum. Mit seinem umfassenden Repertoire und wechselnden Gastspielen von Komödianten, Komikern, Akrobaten, Tänzern, Charakterdarstellern und Unterhaltungsmusikern entwickelte sich das Deutsche Theater schnell zum „vornehmsten Varieté der Residenzstadt“. Bis zum Jahr 1943, als ein Bombentreffer das Gebäude schwer beschädigte und den Theatersaal in Schutt und Asche legte. Erst sechs Jahre nach Kriegsende und notdürftigem Wiederaufbau nahm das Theater im Jahr 1951 wieder seinen Betrieb auf. Zwischen 1979 und 1982 blieb das Haus geschlossen und wurde saniert. Rund 30 Jahre später stand 2008 abermals eine grund-legende Sanierung an – der bislang größte und baulich wie technisch umfassendste Eingriff seit der Errichtung des Gebäudes wurde von doranth post architekten aus München geplant.

Der erste Eindruck zählt

Am deutlichsten zeigt sich die gestalterische Verwandlung im Theatersaal sowie im neu geordneten Foyer. Durch den Straßentrakt erreicht man von der Schwanthalerstraße über eine offene Passage den Haupthof, von dem aus das Theater erschlossen wird. Die sanierte Barockfassade steht im spannungsgeladenen Kontrast zum Interieur und lässt in keiner Weise vermuten, was den Besucher hinter den altehrwürdigen Mauern erwartet. Das Foyer, in elegantem Weiß gehalten, gibt bereits einen ersten Eindruck vom neuen Gestaltungskonzept: dreidimensional geschwungene Deckenelemente und in die Trockenbaukonstruktion eingeschnittene Beleuchtungsschienen prägen das Raumgefüge. In den Lichtkanälen kann rotes, blaues, grünes oder weißes Licht erzeugt werden, über die das Foyer auch farblich bespielt wird. Vom ehemals dunklen, schweren Raum-charakter ist nichts geblieben. Lediglich die beiden dorischen Säulen erinnern an die alten Zeiten.

Die Farbe Rot

Im großen Theatersaal findet das Spiel aus Licht, Form und Farbe seinen (innen)architektonischen Höhepunkt. Die weiß leuchtenden Lichtkanäle durchschneiden die samtrote Oberfläche von Decken und Wänden. Bei der Montage der Abhänge- und Unterkonstruktion sowie der Ausbildung der dreidimensional geschwungenen Lochdecke war höchste Präzision und Maßgenauigkeit gefordert. Eine besondere Herausforderung stellten dabei die nahtlosen Übergänge der Lichtbänder von der Decke in die Wandflächen dar. 30 Zentimeter breit und rund 20 Zentimeter tief verlaufen sie bogenförmig innerhalb der Decken und Wandverkleidungen. Rund 113 Meter dieser Lichtkanäle durchschneiden die Decke des Theatersaals, 107 Meter sind es in den Wänden. Die Größe der Deckenfläche machte zudem die Ausbildung von Trennfugen erforderlich. Für das Publikum unsichtbar wurden diese genau in den Übergängen der Lichtkanäle zur Sichtdecke ausgebildet.

Versteckte Qualitäten

Vieles von dem, was in den fünf Jahren des Umbaus passiert ist, liegt nach der Fertigstellung im Verborgenen. Denn nicht nur optisch, sondern auch in Bezug auf die Bühnen- und Haustechnik wurde das Gebäude auf den neuesten Stand gebracht. So herrscht heute auch bei ausverkauftem Haus ein optimales Raumklima im Zuschauerraum. Die Lüftungsanlage verbirgt sich hinter den radial angeordneten Kühlergrills über der Bühne. Verkleidet wurden diese mit so genannten Rigidur H Formteilen, die mit einem speziellen Luftreinigungseffekt ausgestattet sind. Die Basis dafür bildet ein mineralischer in der Natur vorkommender silikatischer Wirkstoff, der dafür sorgt, dass Luftschadstoffe aufgenommen und dauerhaft gebunden werden. Als Sonderkonstruktion wurden auch die Wände des Zuschauerraumes ausgebildet. Die Vorsatzschalen aus Gipskartonplatten sind in unterschiedlichen Radien gebogen und weisen bei einer Höhe von bis zu acht Metern eine Neigung von drei Grad auf. Neben dem Nachweis der erforderlichen Standsicherheit galt es auch die Verkleidungen in den unteren Bereichen gegen hohe mechanische Anforderungen zu schützen, wie beispielsweise aufgrund möglicher Anpralllasten im Bereich der Fluchtwege erforderlich. Aus diesem Grund wurden die Wände im unteren Bereich mit einer doppelten Lage Hartgipsplatten verkleidet. Die Basis für die Wände bildet eine rückseitige Knaggenkonstruktion in Sandwichbauweise. Dahinter befindet sich eine Unterkonstruktion aus Schwingbügeln und Aluminiumprofilen zur Aufnahme der Resonanzabsorber.

Klangkörper

Die Raumakustikplanung wurde entsprechend den Anforderungen an ein Musiktheater und der Verwendung einer elektroakustischen Anlage hin optimiert. Für das Raumvolumen von rund 7.300 Kubikmeter mit knapp 1.600 Sitzplätzen musste ein ausgewogenes akustisches Konzept entwickelt werden. Umgesetzt wurde die Planung der mit dem Akustikkonzept beauftragten Müller-BBM GmbH durch die Gliederung in akustisch unterschiedlich wirksame Teilbereiche von zwei übereinanderliegenden Decken in verschiedenen dreidimensionalen Höhenlinien. So ist die gesamte Deckenfläche in schallreflektierende und schallabsorbierende Zonen unterteilt. Für die schallabsorbierenden Deckenbereiche wurde eine schalldämmende Unterdecke aus Gipsbauplatten montiert. In einem Abstand von 25 Zentimetern darunter wurden Lochplatten mit 30 Millimeter dicker Mineralfaserdämmung abgehängt. Über dem Balkon und in Teilen der Ränge wurde die Abhängung auf zehn Zentimeter reduziert, um eine ausreichende Raumhöhe zu behalten. Rund 650 Quadratmeter Deckenfläche wurden auf diese Weise schallabsorbierend ausgeführt.
Demgegenüber stehen knapp 400 Quadrat-meter schallreflektierende Deckenelemente. Diese wurden in erster Linie im vorderen Zuschauerbereich installiert. Dazu wurden unter der Unterdecke glatte Bauplatten mit einer 60 Millimeter starken Auflage aus Mineralwolle abgehängt. Als rein optische Deckenuntersicht wurden anschließend Lochplatten einlagig darauf verschraubt.

Fakten:

Deutsches Theater Schwanthalerstraße 13, 80336 München   
Bauherr:  Deutsches Theater Grund- und Hausbesitz GmbH, München 
Architektur:  doranth post architekten GmbH, München 
Akustikplanung:  Müller-BBM GmbH, Planegg 
Trockener Innenausbau:  TM Ausbau GmbH, Puchheim 
Vorfertigung der Formteile:  Voringer GmbH, Töging 
Baubeginn / Fertigstellung / Eröffnung  2008 / Ende 2013 / 2014
Fläche:  29.000 m2 
Umbauter Raum:  92.000 m3 
Sitzplätze:  1.570

www.deutsches-theater.de