Futuristisches Büro-Raum-Design

  • Bürolandschaft mit Atmosphäre: Im Dach­geschoß der sockelsanierten ehemaligen Frucht- und Mehlbörse am Schottenring bekommt man einen Einblick in die Zukunft der Arbeitswelten.© Christoph Panzer
  • Der in Trockenbauweise ausgebaute Dachraum bildet ein offenes, fließendes Raumkontinuum mit variablen Arbeitsplätzen, die wie Inseln im Raum verteilt sind.© Christoph Panzer
  • Die kreisrunden Arbeitsinseln, von den Designern „Axel“ getauft, deuten die Drehbe­wegung beim Wiener Walzer an.© 
  • Das denkmalgeschützte Eckgebäude wurde mit großem Aufwand zum Büro-, Wohn- und Geschäftshaus saniert und erreicht den energetischen Standard eines Neubaus.© Christoph Panzer
  • Das denkmalgeschützte Eckgebäude wurde mit großem Aufwand zum Büro-, Wohn- und Geschäftshaus saniert und erreicht den energetischen Standard eines Neubaus.© Christoph Panzer

An einer der besten Adressen Wiens erweckte das Team rund um Architekt Rüdiger Lainer ein von der Zeit und diversen Umbauten gezeichnetes Gründerzeithaus zu neuem Leben und machte es fit für die Zukunft. Im Jahr 1878 wurde das fünfgeschoßige Gebäude an der Ecke Schottenring/Börsegasse/Maria Theresien Straße nach den Plänen des Architekten Rudolf Neumayr als Frucht- und Mehlbörse errichtet.

Wenig später übersiedelte die Börse in die nahegelegene Taborstraße, das Gebäude wurde zum Wohn-, Büro- und Geschäftshaus umgebaut. Es folgten unzählige weitere Umbauten. Der eins­tige Charme des großzügigen Interieurs wich einem eher herben Ambiente. Bis im Jahr 2006 der Immobilienentwickler Martin Schwanzer den denkmalgeschützten Gebäudekomplex erwarb und das Wiener Architekturbüro RLP Rüdiger Lainer + Partner mit der General­sanierung und Umgestaltung zu einem attraktiven Büro- und Wohnhaus beauftragte.

Fit für die Zukunft

Es gibt zahlreiche gut sanierte Gebäude in Wien. „Überschau­bar ist dagegen die Zahl jener Revitalisierungen, die alte Häuser dem energetisch technischen Stand von Neubauten angleichen“, weiß Architekt Rüdiger Lainer. Beim Projekt am Schottenring konnte im Zuge der statischen Ertüchtigung nicht nur die EU-Erd­bebenrichtlinie erfüllt, sondern gleichzeitig auch der Energiebedarf halbiert werden. Wofür das Gebäude kürzlich auch mit dem Green Building Award der EU-Kommission aus­gezeichnet wurde.

In enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt konnten insgesamt 7.550 Quadratmeter Nutzfläche im Bestand aktiviert sowie rund 1.570 Quadratmeter zusätzliche Fläche im ausgebauten Dachgeschoß geschaffen werden. Dabei stand die Schaffung eines nachhaltigen und flexiblen Raumsystems im Mittelpunkt der Generalsanierung. Die offene Struktur des Gebäudes bot die Möglichkeit, nutzungsneutrale und somit höchst wirtschaftliche Flächen zu ent­wickeln.

„Auch der ehemalige, zweigeschoßige Saal der Frucht- und Lebensmittelbörse erhält mit der neuen Eingangshalle sein Pendant in der Gegenwart“, heißt es vonseiten des Architektenteams. Die großzügige neue Halle dient als Verteilerebene für die oberen Etagen und vermittelt als repräsentatives Entree die Großzügigkeit vergangener Tage, die sich in den „freigelegten“ Büro- und Wohnräumen widerspiegelt.

Unterm Dach

Räumliche Großzügigkeit im hochmodernen Ambiente vermittelt auch das ausgebaute Dachgeschoß. Ein internationales Beratungsunternehmen hat sich hier eingemietet und eine Büro­landschaft geschaffen, die einen Einblick in die Zukunft moderner Arbeitswelten gewährt. Der in Trockenbauweise ausgebaute Dachraum mit dreiseitig umlaufender Galerieebene bildet dabei die Hülle für ein offenes, fließendes Raumkontinuum mit variablen Arbeitsplätzen, die wie Inseln im Raum verteilt sind.

Für die Interieur­planung zeichnet das Planungsteam VIV-A Vienna 4-Architects verantwortlich. Im Zuge eines geladenen Gestaltungswettbewerbs konnten sie mit einer multifunktionalen, höchst flexiblen Insellösung die Vorgaben des Bauherrn bestmöglich erfüllen. Die Anforderungen an das neue Büro waren dabei alles andere als einfach: Ein offenes, kommunikatives Büro, dass sich ständig wechselnden Teams aus aller Herren Länder anpassen kann, individuelle Arbeitsbereiche beinhaltet sowie Konferenzräume, aber auch Einzelarbeitsplätze für konzentriertes Arbeiten, Rückzugs- und Erholungszonen umfasst. Gleichzeitig sollte das Design auch den Standort Wien und die Donaulandschaft widerspiegeln.

Arbeitsinseln im (Fluss)raum

Die Antwort auf das umfassende Anforderungsportfolio ist ein Großraum mit einem Teppich, dessen unterschiedliche Blauschattierungen auf die Dynamik des Unternehmens und das Fließen des Donauflusses anspielen. In diesem Fluss „treiben“ kreisrunde Arbeitsinseln, von den Designern „Axel“ getauft – wie die Drehbe­wegung beim Wiener Walzer. Dreh- oder rotierbar sind auch die Axel selbst. So können die Arbeitsinseln beispielsweise gruppenweise zueinander gedreht werden, wenn man im Team arbeiten und sich mit den Kollegen beraten will.

Wer sich dahingegen gerade in ein Thema vertieft und konzentriert arbeiten muss, kann sich mit Hilfe eines rundum drehbaren Schildes auch von den anderen abschotten. Als Material für die Schilder der Arbeitsinseln wählten VIV-A den Mineralwerkstoff Corian, der sich durch seine Flexibilität und extrem hohe Festigkeit auszeichnet. Aufgrund dieser speziellen Materialeigenschaften war es möglich, für mehr Transparenz und Luftigkeit auch Schlitze in die Schilder zu fräsen.

Axel gibt es in vier unterschiedlichen Varianten:
„Single“ bietet einen Arbeitsplatz für eine Person, und „Double“ ist die auf zwei Arbeitsplätze vergrößerte Version mit zwei drehbaren Schildern. Zum Entspannen dient der runde Relaxing-Axel – eine ebenfalls drehbare Plattform mit gepolsterter Bank und fixem Schild.
Alle drei Axel-Lösungen sind mehr oder weniger flexibel im Raum verteilt und können bei Bedarf von zwei Leuten einfach auf die Seite bewegt werden.
Die größte Variante ist nicht mehr ganz so leicht zu bewegen. „Quiet-Axel“ ist entweder als Mini-Konferenzraum gestaltet oder beinhaltet vier kleine Telefonzellen und ist die im Raum statische Insellösung mit raumhohen, geschlossenen und schallgeschützten sowie Glastür und Dach.