Schneewittchen – ohne Zwerge

  • Geplant – gebaut:
    Geplant – gebaut:
    Der Weg von der Visualisierung bis zur Fertigstellung war kürzer als gedacht. Die geplante Bauzeit von zweieinhalb Jahren konnte dank des raschen Baufortschritts um rund drei Monate verkürzt werden. © Â© schreyerdavid
  • Schneewittchen im Nordbahnviertel:
    Schneewittchen im Nordbahnviertel:
    Knapp 100 Meter hoch ist das aktuell höchste Wohngebäude Wiens, das sich neben dem Einsatz ökologischer, nachhaltiger Baumaterialien auch durch seine hohe Flexibilität in der Nutzung auszeichnet. © Â© schreyerdavid
  • Bei der Entwicklung des ehemaligen Nordbahnhofgeländes im zweiten Wiener Gemeindebezirk stand nicht nur die Entwicklung der Wohnbebauung im Fokus, sondern auch die Schaffung großzügiger Freiflächen als Naherholungsgebiet für den gesamten Bezirk.© Â© Katharina F.-Roßboth
  • Die Terrasse über dem zweigeschoßigen Sockelbau, der Schneewittchen und die Lofts verbindet, wird von beiden Bereichen aus als Gemeinschaftsfläche mit (Kinder)Spielterrasse und begrünten Dächern genutzt.© Â© Katharina F.-Roßboth
  • Begrünung und Entsiegelung:
    Begrünung und Entsiegelung:
    Das gesamte Nordbahnhofgelände wurde als klimafittes Quartier entwickelt. Dazu gehören neben der Nutzung von Fernkälte für die klimafreundliche Kühlung auch die Umsetzung als klimaresilientes Gebäude mit grünen Dächern und Terrassen. © Â© Katharina F.-Roßboth
  • Die umfangreichen Begrünungsaktivitäten im und ums Gebäude tragen darüber hinaus auch zur Entsiegelung der Fläche bei – ganz im Sinne der Schwammstadt. (Bild: NB1 Wohnbau Nordbahnhof von querkraft Architekten am südlichen Rand der Entwicklungszone „Freie Mitte“.)© 

Wiens höchstes Wohngebäude trägt den klangvollen Namen „Schneewittchen“ und steht an der Kreuzung Taborstraße|Bruno-Marek-Allee im Nordbahnviertel. Ursprünglich sah die Planung acht Hochhäuser vor, wovon Schneewittchen mit 100 Metern das höchste sein sollte. Die sieben Zwerge wurden nicht ­realisiert, aber Schneewittchen macht auch ganz alleine eine gute Figur.

Schneller als geplant

Die Planung des 97 Meter hohen Hauses stammt vom slowenischen Architekturbüro Bevk Perović Arhitekti, bestehend aus Matija Bevk und Vasa Perović. Umgesetzt wurde das Turmbauprojekt im zweiten Wiener Gemeindebezirk in einer ARGE von der Swietelsky-Niederlassung Hochbau Wien. Dabei benötigte das Team der ARGE im Schnitt nur neun Arbeitstage für den Bau eines kompletten Geschoßes. ÖSTU-STETTIN konnte das Projekt nach zweieinhalb Jahren Bauzeit sogar drei Monate vor dem ursprünglich geplanten Termin an die Auftraggeberin übergeben. Auf einer Bruttogeschoßfläche von 34.000 Quadratmetern und 29 Etagen entstanden 295 Wohnungen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir den Mieter*innen ihre neuen Wohnungen drei Monate vor dem geplanten Termin zur Verfügung stellen können. Angesichts der Größe des Bauprojekts ist die vorzeitige Fertigstellung eine ganz besondere Leistung“, sagt Sonja Raus, Vorstandsdirektorin der Eigentümerin Wiener Städtische Versicherung.

Im Nordbahnviertel selbst ist Schneewittchen aktuell das prominenteste Gebäude: „Unser Schneewittchen ist ein Leuchtturmprojekt, das aus der Ferne ebenso wie aus unmittelbarer Nähe urbane Offenheit sowie gemeinschaftliche Nutzungen und den Charakter des Nordbahnviertels repräsentiert. Was mich besonders freut, ist, dass es uns mit diesem Gebäude gelungen ist, Nachhaltigkeit und preiswertes Wohnen auf ideale Weise miteinander zu verbinden“, sagt Christine Dornaus, ehemalige Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen. Das Gebäude ist direkt mit einem neun Hektar großen Natur- und Erholungsraum verankert, der das Zentrum des Nordbahnviertels bildet und zur hohen Lebensqualität beitragen soll.

Nachhaltigkeit im Fokus

Schneewittchen will in erster Linie mit Nachhaltigkeit überzeugen. Beginnend bei der wertschaffenden Architektur umfasst das Konzept eine zentrale, über Fernwärme bzw. Fernkälte versorgte Heizung und Kühlung, sowie Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Die Mietwohnungen wurden mit Bauteilaktivierung errichtet und das Gebäude mit einer extensiven Dachbegrünung versehen. Sowohl bei Schneewittchen als auch im benachbarten Loftflügel (Architektur: StudioVlayStreeruwitz) sind die Betondecken in den Wohnungen thermisch aktiviert. „Die Aufenthaltsräume sowie das Bad sind mit thermischer Bauteilaktivierung ausgestattet, die entsprechende Regelung erfolgt über ein Thermostat. Die Gemeinschaftsräume werden über Fußbodenheizung beheizt“, so Thomas Fischl, technischer Leiter der EGW, die als Bauherrenvertretung für die Generalplanung und Baubetreuung verantwortlich war und die Wohnanlage verwaltet. „Energieeffizienz und Werthaltigkeit sind für uns generell – und beim Schneewittchen im Nord­bahnviertel im Besonderen – ein großes Anliegen.

Daher legten wir großen Wert darauf, unseren Mieter*innen nachhaltige und langfristige Lösungen zu bieten“, betont Sonja Raus.

Darüber hinaus wird die optimale Ausnutzung des Stromangebotes mittels Energiegemeinschaft geregelt. Die Mietwohnungen profitieren am Wochenende vom Strom des Christine-Nöstlinger-Bildungscampus, während der nicht genutzte Strom der Mietwohnungen unter der Woche an die Schule geht.

Qualität bis ins Detail

Nachhaltigkeit ist der rote Faden in diesem Projekt, der vom Grundkonzept bis ins Detail zur Umsetzung gelangt. So setzt das Projekt aus Stahlbetonkonstruktionen auch baulich auf umweltfreundliche Materialien, die nachweislich schadstoffarm sind. Laut Österreichischem Institut für Bauen und Ökologie GmbH kamen umweltfreundliche Materialien zum Einsatz, etwa bei der Perimeterdämmung (Österreichisches Umweltzeichen), im Trockenbau (IBO Prüfzeichen) sowie bei Farben (Österreichisches Umweltzeichen) und den Fußböden (Österreichisches Umweltzeichen).

Für die Brandschutz-Innentüren im Schneewitt­chen wurde von VETROTECH das Brandschutz­glas CONTRAFLAM 30 One angeliefert. Der ­trockene Innenausbau wurde von Trockenbaumeister Akustik Fellner GmbH mit dem RIGIPS rooom Trockenbausystem gestaltet, wie Saint-­Gobain Architekten-Fachberater Andreas Deix berichtet. Die Verwendung dieser Systemlö­sung zeigt, wie das Nachhaltigkeitskonzept des Projektes bis ins Detail übersetzt wurde und auf Lösungen mit höchster Sicherheit und Markenqualität gesetzt wurde.

Zur Kontrolle der Raumluft wurde nach Fertigstellung eine umfangreiche Raumluftmessung durchgeführt, bei der alle Grenzwerte eingehalten werden konnten. Zur weiteren Sicherstellung der baulichen Qualität wurden außerdem Luftdichtheitsmessungen und Schallmessungen durchgeführt. Insgesamt erfüllt das Gebäude die Anforderungen gemäß EU-Taxonomie-Verordnung und erhielt zudem die klimaaktiv Gold-Zertifizierung. 

Städtebau mit großer Geste

Auch architektonisch und städtebaulich kann das Projekt durchaus überzeugen. Schneewittchen liegt direkt an der sogenannten „Freien Mitte“, dem Herzstück des Nordbahnviertels. Das Hochhaus steht auf einem zweigeschoßigen Sockel, der als Schnittstelle zwischen Gebäude und Stadt fungiert. Schneewittchen und der von StudioVlayStreeruwitz geplante Loft-Flügel sind über einen eingeschoßigen Verbindungsbau miteinander verbunden und nutzen die daraufliegende begrünte Dach- und Spielterrasse im 1. Obergeschoß sowie die Gemeinschaftsräume des Wohnhochhauses gemeinsam. Die Architektur des Gebäudes mit ­zurückversetzten Fassadensprüngen soll dem Wohn­hochhaus je nach Blickwinkel verschiedene Erscheinungsbilder geben. Das Tragwerk wurde bewusst in mineralischer Bauweise gewählt. Dadurch konnte die Auskragung ab dem achten ­Geschoß statisch einfach gelöst werden. Die ­Vertikallastabtragung über Flachdecken und Wandscheiben ermöglicht die geschoßweise Auskragung.

 

ZITAT:
"Was mich besonders freut, ist, dass es uns mit „Schneewittchen“ gelungen ist, Nachhaltigkeit und preiswertes Wohnen auf ideale Weise miteinander zu verbinden.“
Christine Dornaus, ehemalige Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen                

 

NORDBAHNVIERTEL     

Im Nordbahnviertel werden voraussichtlich bis 2026 in mehreren Bauphasen weitere 5.000 Wohnungen errichtet. Von den geplanten Wohnungen werden rund 24 Prozent als geförderte Wohnungen, rund 42 Prozent als preiswerte Mietwohnungen und rund 33 Prozent als frei finanzierte Miet- und/oder Eigentumswohnungen errichtet. Zehn Prozent der Flächen werden zusätzlich für Büros und gewerbliche Nutzungen geplant.
Das Nordbahnviertel wird von einem Konsortium, bestehend aus Wiener Städtischer Versicherung (Sozialbau, EGW Heimstätte), Erste Bank (ÖVW), Strabag Real Estate und KIBB Immobilien, entwickelt.
www.nordbahnviertel.wien/

FAKTEN:

Wohnhochhaus Schneewittchen
Taborstraße 111, 1020 Wien

 Bauherrin | Bauträgerin: Wino GmbH, vertreten durch Erste gemeinnützige WohnungsgesmbH (EWG)
Architektur: Bevk Perovic´Arhitekti, Ljubljana | Slowenien (Hochhaus Schneewittchen), StudioVlayStreeruwitz ZT GmbH, Wien (Loftflügel)
Bauphysik: Dr. Ronald Mischek ZT GmbH, Wien
Bauleitung | ÖBA: ARGE Östu-Stettin/Swietelsky, Wien
Gebäudedeklaration: IBO Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH, Wien

Saint-Gobain Lösungen:
Brandschutzverglasung:
400 m2 Vetrotech CONTRAFLAM 30
Brandschutzplatten RIGIPS Glasroc F Ridurit

Wohneinheiten: 295 Wohnungen
Nachhaltigkeit: klima:aktiv Gold-Zertifizierung
Besonderheit: höchstes Wohngebäude im Nordbahnviertel/in Wien
Geschoße: 29
Gesamthöhe: 100 Meter
Wohnnutzfläche: 20.700 m²
Verbauter Beton: 28.700m³
CO2-Einsparung durch Photovoltaik: 10 t CO2
Baubeginn: September: 2022
Fertigstellung: geplant März/April 2025
                           real Dezember 2024

Hier geht’s zum Video:
https://youtu.be/se-vJ7vQl90