Mit Volldampf Richtung Nachhaltigkeit

  • Einladend, hell und freundlich präsentieren sich das Foyer und die Erdgeschoßzone des neuen DFDS-Headquarter, das mit seiner großzügigen Verglasung auf der einen Seite den Blick auf das Meer und auf der anderen Seite die Kopenhagener Skyline in Szene setzt.© Â© Thorbjørn Hansen, Kontraframe
  • Die Zickzackform des neuen DFDS-Headquarter am Marble Peer ist eine Anspielung auf das Meer und die Wellen – ebenso wie die Terrassen am Bug und am Heck des Gebäudes die gestalterische Analogie zu einem Schiffsdeck darstellen.© Â© Thorbjørn Hansen, Kontraframe
  • © Â© Thorbjørn Hansen, Kontraframe
  • Gestalterische Analogie zu einem Schiffsdeck© Â© Thorbjørn Hansen, Kontraframe
  • Das offene Raumkonzept der Büroetagen soll unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit und verschiedene Arbeitsmethoden unterstützen. Die Raumakustik leistet dabei einen wesentlichen Beitrag zur Arbeitsplatzqualität.© Â© Thorbjørn Hansen, Kontraframe
  • Die Raumakustik leistet dabei einen wesentlichen Beitrag zur Arbeitsplatzqualität.© Â© Thorbjørn Hansen, Kontraframe
  • PLH Arkitekter A/S ist eine Aktiengesellschaft, die sich zu gleichen Teilen im Besitz von vier Partnern befindet:
    PLH Arkitekter A/S ist eine Aktiengesellschaft, die sich zu gleichen Teilen im Besitz von vier Partnern befindet:
    (von links): Kirsten Herup Søvang, Lars Toksvig, Søren Mølbak und Paulette Christophersen©  © STEEN BROGAARD

Bei der Realisierung gingen die Planer keine Kompromisse ein – weder in Bezug auf ökologische Aspekte noch was soziale Nachhaltigkeit betrifft und schon gar nicht in puncto Raumästhetik und Wohlfühlfaktor.  

Die neue Unternehmenszentrale von DFDS befindet sich am Marble Pier im Hafen von Kopenhagen in unmittelbarer Nachbarschaft zum weißen UN-Gebäude und der Marble City, einem aufstrebenden neuen Wohn- und Geschäftsviertel. Optisch schafft der sechsgeschoßige Baukörper ein städtebauliches Pendant zum UN-Gebäude. Direkt gegenüber der An- und Ablegestelle der Oslo-Fähre der DFDS gelegen und mit Blick auf die Stadt auf der einen und auf das Meer auf der anderen Seite, ist die Lage die Ideallösung für die traditionsreiche Reederei und ihre maritime Identität.

Das Erdgeschoß öffnet sich mit einem Café samt vorgelagerter Terrasse zum Meer hin, die großzügige Verglasung in allen Etagen darüber bietet von jedem Büroraum die Aussicht auf den Hafen und schafft eine offene, einladende Atmosphäre. Der zickzackartige Grundriss des langgestreckten Gebäudes ist eine gestalterische Anspielung auf das Meer und die Wellen. Auch die beiden Terrassen auf dem Dach an den Schmalseiten des Gebäudes stellen die Beziehung zum Meer her und bieten Besuchern wie Mitarbeitern gleichermaßen eine fantastische Aussicht auf das Wasser.

Aktivitätsbasierte Raumgestaltung

Die Büros befinden sich in den Etagen 3 bis 5 und verfügen in Summe über 560 Arbeitsplätze in einem offenen Raumkonzept mit freier Sitzordnung. Grundlage für die Gestaltung der Büroräume ist ein aktivitätsbasiertes Arbeitsplatzdesign, das die unterschiedlichsten Formen der Zusammenarbeit und verschiedene Arbeitsmethoden unterstützen soll. Dabei bietet es jedem Einzelnen die Freiheit, sich den Arbeitsplatz zu wählen, der seinen aktuellen Bedürfnissen bzw. Arbeitserfordernissen am besten entspricht. 

Akustische Privatsphäre

Im April 2022 sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der DFDS in das neue Headquarter in Kopenhagen übersiedelt. Einen wesentlichen Beitrag zur hohen Qualität der Büroarbeitsplätze am neuen Standort leistet die Raumakustik.

Der Lärmpegel, der am Arbeitsplatz herrscht, ist eine der größten Herausforderungen an eine zeitgemäße Arbeitsplatzgestaltung. Akustische Privatsphäre lautet der Schlüssel zu Steigerung des Wohlbefindens der Mitarbeiter/innen und ist gleichzeitig auch einer der wesentlichen Schlüsselfaktoren zum Erhalt der Produktivität bzw. sogar zur Produktivitätssteigerung. Einschlägige Studien und Mitarbeiterbefragungen in modernen Büroumgebungen belegen, dass für über 70 Prozent der Geräuschpegel sehr wichtig ist, aber nur rund 30 Prozent sind mit der aktuellen Situation an ihrem Arbeitsplatz auch zufrieden.

Akustische Privatsphäre lässt sich nicht in allen Büroraumkonzepten gleich gut umsetzen. Einzelbüros weisen in puncto Zufriedenheit mit dem Geräuschpegel die besten Werte auf. Gleichzeitig sind sie heute aber eher die Ausnahme als die Regel und entsprechen in den meisten Fällen auch nicht neuen Arbeitsformen, die auf mehr Flexibilität, Gemeinschaft und Zusammenarbeit sowie dem Wissensaustausch unter den Mitarbeiter/innen basieren. Hier haben offene Büroraumkonzepte eindeutig die Nase vorne. Und auch aus wirtschaftlicher Sicht machen fix zugewiesene Einzelbüros, die zu einem Großteil der Arbeitszeit leer stehen, wenig Sinn.

Gute Arbeitsplätze in offenen Büroraumkonzepten zeichnen sich in aller Regel durch die Bereitstellung unterschiedlicher Umgebungen aus, darunter Ruheräume zur flexiblen Nutzung, Telefonzellen, Ruhebereiche, lebhaftere offene Umgebungen etc. Einen wesentlichen Beitrag zur Raumqualität leistet dabei die Akustikgestaltung, die gleichzeitig eine Investition in die Gesundheit und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer/innen darstellt. 

Arbeitsplatzqualität im Fokus

Für die DFDS-Geschäftsleitung und das Planerteam ist die Gestaltung des Arbeitsumfeldes nicht nur ein Faktor zur Produktivitätssteigerung, sondern auch ein Ausdruck der Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden. Dazu zählt neben dem hochwertigen Design der Büroräume mit Materialien und Möbeln, die frei von Chemikalien sind, auch der akustische Komfort. So wurde bei der Planung und Ausführung vor allem auf geringe Nachhallzeiten im gesamten Gebäude geachtet. Das wurde durch den Einsatz entsprechender Schallschutzelemente erreicht, die nicht nur die Raumakustik im Gebäude deutlich verbessern, sondern sich gleichzeitig auch durch ihre Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit auszeichnen. Insgesamt wurden deshalb rund 9 000 Quadratmeter Ecophon „Focus DG“ montiert, die dank verdeckter Auflagekanten für ein schwebendes Erscheinungsbild sorgen. Darüber hinaus sind die einzelnen Akustikelemente komplett demontierbar und können so einfach wiederverwertet bzw. über den Ecophon Sound­Circularity Recycling-Service an den Hersteller zurückgegeben und wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden. Dieser Service bezieht sich sowohl auf die Rücknahme älterer Produkte als auch auf den gesamten Verschnitt aktueller Bauprojekte. Derzeit ist der Recycling-Service in Schweden, Finnland, Dänemark, Deutschland und Frankreich verfügbar und soll in naher Zukunft auf weitere Märkte ausgeweitet werden. Für Österreich soll das bereits ab dem kommenden Jahr der Fall sein.

Weiters wurden 1 000 Quadratmeter „Fixiform Ds“ und „Ecophon Fixiform E“ im Gebäude installiert. „Aus akustischer Sicht war diese Lösung mit Fixiform DS und Fixiform E ideal für die Bewältigung akustischer Herausforderungen im Zusammenhang mit Niveausprüngen, da sie sich um Ecken biegen lassen“, heißt es vonseiten der PLH Architekten. Die speziellen ­Akus­tikelemente werden flach an die Baustelle ge­liefert und können vor der Montage in einem Winkel von 90 Grad gefaltet werden. Neben der Anpassung an Niveauunterschiede im Deckenbereich lassen sich so auch Installationen im Deckenhohlraum einfach verkleiden. Zusätzlich zeichnen sich beide Akustikpaneele auch durch ihren hohen Anteil von 59 bzw. 57 Prozent an recycelten Materialien aus. Die Rohstoffe dafür werden zu einem großen Teil aus recyceltem Glas gewonnen. Da die Räume, in denen die Akustikelemente montiert werden, von Mitarbeitern und Kunden frequentiert werden, war die Absorption von ­Geräuschen im Sprachbereich dabei von größter Wichtigkeit. Um dies zu erreichen, wurden Schallabsorber der Klasse A (höchstes Absorptionsvermögen) gewählt.

Preisgekrönt

Bereits während der Errichtung wurde die neue Unternehmenszentrale nach der deutschen „Green Building Zertifizierung“ (DGNB) bis zum Gold-Standard zertifiziert. Den Grundstein dafür legten die PLH Architekten mit einer energieeffizienten Bauweise, der Schonung natürlicher Ressourcen und ­Minimierung der ökologischen Auswirkungen sowohl in der Errichtung als auch im Betrieb des Gebäudes. Ebenso stellt auch die soziale Verantwortung ein fixes Kriterium für die Zertifizierung dar, dazu zählt auch die Gestaltung der optimalen Akustik im Gebäude.

Kurz nach der Fertigstellung der DFDS-Zentrale folgte mit der Verleihung des Nohrcon-Preises zum Bürogebäude des Jahres 2023 auch noch eine zweite hochrangige Auszeichnung für das Gebäude.                 

 

FAKTEN:

DFDS Headquarter
Marmorvej 18, 2100 Kopenhagen | DK

Bauherr und Gebäudeeigentümer: PensionDanmark, Kopenhagen
Mieter: DFDS Copenhagen, Kopenhagen
Architektur: PLH Arkitekter A/S, Kopenhagen

Baubeginn: 2019/2020  
Fertigstellung: April 2022 
Arbeitsplätze: 560 Arbeitsplätze für rund 700 Mitarbeiter/innen

Nettonutzfläche: 15 500 m², davon ca. 3 200 m² Keller und Parkplätze
Nachhaltigkeit: DGNB-Zertifikat in Gold

Auszeichnungen:
Nohrcon’s Award
„Office Building of the Year 2023“

ARCHITEKTEN:

PLH Arkitekter A/S ist eine Aktiengesellschaft, die sich zu gleichen Teilen im Besitz von vier Partnern befindet:

Kirsten Herup Søvang, Partnerin und Eigentümerin, Architektin MAA
Lars Toksvig, Partner und Eigentümer, Architekt MAA
Søren Mølbak, CEO, Partner und Eigentümer, Architekt MAA
Paulette Christophersen, Partnerin und Eigentümerin, Innenarchitektin, MDIA MDDDFDS