Alte Dame im zweiten Frühling
... mit entscheidenden baulichen und technischen Updates, wie die rundum dichte Gebäudehülle, ein wärmegedämmtes Dachgeschoß, neue Balkone sowie Terrassen mit raumhohen Verglasungen zum ruhigen Innenhof und Schallschutzfenstern zur Straße. Beim Ausbau wurde auf den Einsatz hochwertiger Baustoffe Wert gelegt, um die Lebens- und Wohnqualität für aller Bewohner/innen zu verbessern und die „alte Dame“ fit für ihre nächsten 100 Jahre zu machen.
Es war eine Zeit des Aufbruchs und einschneidender gesellschaftlicher Veränderungen: Wien – die Hauptstadt des österreichischen Imperiums – war mit rund zwei Millionen Einwohnern eine pulsierende Metropole und zählte zu den Top Ten der weltweit größten Städte. Mit ungeheurer Geschwindigkeit wurden von privaten Wohnbaugesellschaften Gebäude im Stil des Historismus für die rasant wachsende Bevölkerung errichtet, Vororte eingegliedert und ganze Stadtviertel aus dem Boden gestampft. Bis heute zählt die nur wenige Jahrzehnte andauernde Gründerzeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu den (städte-)baulich intensivsten und produktivsten Phasen der Stadtgeschichte. Und bis heute prägt die gründerzeitliche Bebauung das Stadtbild von Wien und zählt mit Âihrem reichen Zierrat an den Schaufassaden, den hohen Innenräumen und Flügeltüren zu den begehrtesten (Wohn-)Immobilien der Stadt.Â
Nachhaltigkeitsbeweis erbracht
Nicht nur aufgrund der hohen Nachfrage seitens der Wohnungssuchenden lohnen sich Erhalt und Sanierung der alten Bausubstanz. Auch aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit macht die Verlängerung des Lebenszyklus Sinn, werden für die Sanierung und den Ausbau doch weit weniger Ressourcen verbraucht als für einen Totalabriss und Neubau. Ganz zu schweigen von der kulturhistorischen Bedeutung dieser Bauepoche, die in dieser Dichte und Qualität nur mehr in wenigen europäischen Städten zu finden ist.
Ein durch und durch gelungenes Beispiel für die Wiederbelebung eines Gebäudes aus der Gründerzeit ist die Generalsanierung samt Ausbau der Dachzone in der Triester Straße 19 in Wien-Favoriten. Mit bislang vergleichbar geringem Sanierungsaufwand hat das Gebäude die vergangenen eineinhalb Jahrhunderte nahezu unbeschadet überstanden. Runderneuert und generalsaniert wurde der mächtige Eckbau nach den Plänen der Wiener kiss architekten ZT GmbH zu neuem Leben erweckt.Â
Vielschichtige Lagekriterien
Das viergeschoßige Eckgebäude liegt an der Triester Straße im 10. Wiener Gemeindebezirk. Der Geräuschpegel infolge des intensiven Verkehrsaufkommens an einer der meist befahrenen Ausfallsstraßen der Bundeshauptstadt ist beträchtlich und für die Planung und Ausführung einer der zentralen Problempunkte, der gelöst werden musste. Der hohen Lärmbelastung steht ein grandioser Ausblick gegenüber. In die eine Richtung liegt den Bewohnern die Wiener Innenstadt zu Füßen, in die andere reicht der Blick bis zum Steinhof oder dem Kahlenberg. Zur Reduktion der Lärmbelastung in den Innenräumen wurden straßenseitig die alten Kastenfenster durch neue Schallschutzfenster ausgetauscht, und auch im neu errichteten Dachgeschoß sorgt eine Schallschutzverglasung für eine ruhige Wohnatmosphäre im Inneren. Â
Lärm hat viele Gesichter
Lärm stellt heute – vor allem im innerstädtischen Bereich der Großstädte – eine der größten Umweltbelastungen dar und ist für die meisten Menschen Stressfaktor Nummer eins. Je mehr der Lärm durch geeignete Schallschutzmaßnahmen von außen abgeschirmt wird, umso mehr hört man seine Nachbarn! In den eigenen vier Wänden ist es längst nicht der Straßenlärm von draußen alleine, der von den Bewohnern als störend oder unangenehm wahrgenommen wird, meist ist es der Lärm der anderen. Bei schlecht ausgeführter oder nicht vorhandener Schalldämmung kann der Fernseher der alten Dame von Ânebenan, das ÂKindergetrappel von oberhalb oder der Klavier spielende Nachwuchskünstler von Âunten schnell zur akustischen Plage werden. Deshalb galt es bei der Sanierung in der Triester Straße nach der deutlichen Reduktion des Umgebungslärms auch den übertragenen Geräuschpegel aus den Nachbarwohnungen deutlich zu reduzieren.  Â
Deutliches Upgrade
Von außen ist der Wandel am und im Gebäude deutlich erkennbar, aber auch im Inneren hat sich im Eckhaus an der Triester Straße einiges getan. Licht, Luft und Sonne standen Pate bei Dachausbau und Generalsanierung und sind für den Architekten Tamas Kiss die wichtigsten Zutaten zum qualitativ hochwertigen Wohnen. „Zielsetzung war die Schaffung von qualitätsvollen, hellen Räumen der Wohnungen und die Ergänzung mit großzügigen, nutzbaren Terrassen und Balkonen zum ruhigen Innenhof hin“, so der Architekt. Daher präsentiert sich auch der Dachgeschoßausbau zur Straße hin eher introvertiert, mit vergleichsweise kleinen Schallschutzfenstern. Zum ruhigen Innenhof jedoch öffnet sich der Wohnraum mit großzügigen Verglasungen zur vorgelagerten Terrasse.
Ebenso wurden die darunterliegenden Wohnungen zum Innenhof hin geöffnet und erhielten vorgesetzte Balkone. In Hinblick auf den Schallschutz stellte der Dachgeschoßausbau die größte Herausforderung für Planer und Ausführende dar. Nichts ist unangenehmer, als wenn man den Nachbarn über sich auf Schritt und Tritt verfolgen kann, vor allem dann, wenn man bislang im obersten Geschoß wohnte und zumindest von oben keine Geräusche übertragen wurden. Das kann zum Ärgernis werden und das Wohnen in einem wunderbar sanierten Haus schnell verleiden.Â
Auf leisen Sohlen
Unter Verwendung der richtigen Produkte lässt sich die Lärmquelle „Trittschall“ aber leicht ausschalten. Speziell bei Dachgeschoßausbauten ist auf die geeignete Trittschalldämmung zu achten. Im konkreten Fall fiel die Wahl auf das Rigidur H Trockenestrichsystem. Andreas Deix, FachÂberatung Architektur und Bauphysik bei Saint-Gobain in Österreich: „Das Rigidur H TrockenÂestrichsystem hat optimal den technischen Anforderungen entsprochen hinsichtlich Punkt- und Flächenbelastbarkeit, Durchbiegung, schalldämmender Eigenschaften und der Eignung für verschiedenste Oberbeläge.“ Den Beweis für die ausgezeichnete Dämmung trat man nach der ÂFertigstellung an. Nach Verlegung des Trockenestrichs wurden von der iC consulenten Ziviltechniker GesmbH Schallprüfungen im Gebäude durchgeführt, welche die hohen Erwartungen Âerfüllt und sogar übertroffen haben. Bauingenieur Lucas Artner, Experte für Bauphysik bei der iC consulenten Ziviltechniker GesmbH über die Messungen: „Die Ergebnisse waren sehr positiv und lagen für den Trittschall deutlich unter den baurechtlichen Anforderungen.“
(Niveau-)Ausgleich am Dach
Doch die ordnungsgemäße Trittschalldämmung war nicht die einzige Herausforderung, die es im Dachgeschoßausbau zu bewältigen galt. Zahlreiche Höhensprünge und unterschiedliche Untergründe machten den ausführenden Handwerkern von Innenausbau Klicka das Arbeiten nicht gerade leichter.
Um diese Unterschiede bei Niveau und Beschüttung zu lösen, wurde Rigidur als Trockenestrich gewählt. Ronald Klicka, Geschäftsführer von Innenausbau Klicka dazu: „Rigidur war von allen Produkten am flexibelsten und konnte sich an die unterschiedlichen Bodenhöhen hervorragend anpassen.“ Aber nicht nur das. Auch beim Transport konnte das Rigidur-System überzeugen. „Der Trockenestrich wird in verschiedenen Bauabschnitten angeliefert“, erklärt Ronald Klicka. Er kommt ganz zum Schluss in die Wohnungen, wenn bereits die Wände fix und fertig sind. Daher erfolgte der Transport über die Dachflächen- und Fassadenfenster, wofür sich das Trockenestrichsystem dank seiner kompakten Abmessung ebenfalls bestens eignet.   Â
FAKTEN:
Generalsanierung und Dachgeschoßausbau eines Gründerzeit-Eckhauses, 1100 Wien
Architektur und künstlerische Oberleitung:
kiss architektur ZT GmbHÂ
Örtliche Bauaufsicht:
zb architektur ZT GmbH
Fachberatung Architektur und Bauphysik:
Andreas Deix, Saint-Gobain in Österreich, 1230 Wien
Trittschallmessungen:Â
Lucas Artner/iC consulenten Ziviltechniker GmbH, 1120 Wien
Innenausbau:Â Â
Innenausbau Klicka Ges.m.b.H., 3400 KlosterneuburgÂ
Bodenaufbau DG:Â Â Â Â
Estrichelement Rigidur MW 45
Rigidurschüttung und EPS W25
Schalung Tramdecke + MW
Brandschutzvorsatzschale