Wenn Passion auf Patina trifft
Mitten im Nationalparkgebiet Hohe Tauern gelegen, verbindet das modernst ausgestattete, klassische Chalet höchsten Wohnkomfort mit nachhaltiger Architektur. Nicht nur weil hier intelligente Bauphysik auf ein innovatives Haustechnikkonzept trifft, sondern auch weil bei der Planung und Errichtung auf lokale Ressourcen und die Wieder- bzw. Weiterverwendung von schon einmal verbauten Materialien gesetzt wurde. Â
Die Idee, schon einmal Verbautes wieder zu verwenden, ist nicht neu. Über Jahrhunderte hinweg landete Baustellenabbruch nicht auf der Sondermüll-Deponie, sondern wurde so weit es ging und so viel wie möglich bei der Neuerrichtung von Gebäuden wiederverwertet. Alte Ziegel, Holzbalken, Fenstergläser oder Metall fanden so einen neuen Verwendungszweck und reduzierten den Müllberg, der nach dem Abbruch eines Gebäudes weggeschafft bzw. entsorgt werden musste. Baumaterialien waren oft aufwändig in der Herstellung oder regional nicht so einfach verfügbar. Die Wiederverwendung folgte weniger dem Bestreben, besonders nachhaltig zu bauen, als vielmehr wirtschaftlichen Überlegungen. Das änderte sich mit der industriellen Produktion und der allzeitigen und überregionalen Verfügbarkeit von Baustoffen drastisch. Neu war nicht nur besser, sondern oft auch deutlich günstiger als die aufwändige Aufbereitung von Altbaustoffen.
Gebäude mit Charakter
Die Rückbesinnung auf die Idee und das Konzept von Re-Use kommt auch beim Bauen wieder in Mode. Vor dem Hintergrund von Klima- und Umweltschutz ist der sparsame Umgang mit Ressourcen für immer mehr Planer und Bauherren eine Frage der gesellschaftlichen Verantwortung für Natur und Umwelt und deren Erhalt für Folgegenerationen. Auf der anderen Seite holt man sich mit alten Baumaterialien auch Geschichte und eine einzigartige Wohnatmosphäre ins neu errichtete Haus. Die individuelle Patina der einzelnen Bau- und Konstruktionselemente wird hier schon von Anfang an mitgeplant und gebaut. So wie beim neu errichteten Familienrefugium im Salzburger Rosental inmitten des Nationalparks Hohe Tauern.
Gesucht – gefunden
Auf der Suche nach einem geeigneten Partner bei der Realisierung ihres nachhaltigen Wohntraums traf die Bauherren-Familie auf das Team rund um Architektin und Holzbau-Spezialistin Birgit Maier von Holzbau Maier aus Bramberg am Wildkogel. Das von den beiden Schwestern Gundi und Birgit geleitete Unternehmen ist heute der größte Holzbaubetrieb des Landes Salzburg. Das Leistungsspektrum reicht von der Planung über die Bauleitung bis hin zur Ausführung von Holzbauten für nahezu alle Verwendungszwecke und in allen Größenordnungen. Neben Holzbau und Zimmereibetrieb gehört auch eine Tischlerei samt Möbel- und Innenausbau zum Portfolio des Familienunternehmens.     Â
Wohnen mit WeitsichtÂ
Mit knapp über 200 Quadratmetern Wohnfläche erstreckt sich das Rosentaler Chalet über drei Ebenen und punktet nicht nur mit seiner Lage am Südhang und einem famosen Ausblick ins Nationalparkgebiet, sondern auch mit den entsprechend inszenierten Aussichtspunkten in Form der großzügig dimensionierten Terrasse im Erdgeschoß bzw. dem überbreiten Balkon, der sich vor der eigentlichen Wohnebene im Obergeschoß über die gesamte Hausbreite erstreckt. Gut geschützt vom weit auskragenden Satteldach mit regionaltypischem Glockentürmchen am Dachfirst, bietet der Balkon auch bei Regenwetter eine trockene Erweiterung des Wohnraumes im Freien.Â
Der Übergang zwischen innen und außen ist dank der großflächigen Verglasung mit ebenen, barrierefreien Übertritten und raumhohen Glasschiebetüren fließend und wird durch den loftartigen Charakter der offenen Wohnebene noch verstärkt. Kochen, Essen, Wohnen in einem offenen Raumkonzept bietet von jedem Punkt im Raum einen einzigartigen Ausblick auf das Bergpanorama und fördert zudem das familiäre Miteinander. Die privaten Rückzugsbereiche der Familienmitglieder liegen in den beiden Ebenen darunter: Der weitläufige Elternschlafbereich mit eigenem Bad und Ankleideraum breitet sich im Erdgeschoß aus.
Im Untergeschoß befindet sich neben dem Eingangsfoyer und den Zimmern und Bädern für Kinder und Gäste im aus dem Hang herausragenden südwestlichen Gebäudeteil auch ein intimer Wellnessbereich samt Jacuzzi. Der Technik- und der Hauswirtschaftsraum ist an der Rückseite des Hauses in den Hang eingegraben.
Re-Use innen und außen
Das Untergeschoß des Chalets ist in Stahlbeton-Massivbauweise, die beiden Obergeschoße aus Massivholz errichtet. Die markante Fassade wurde flächendeckend mit originalem, gehacktem Altholz bekleidet, das dem modernen Haus den Ausdruck verleiht, als wäre es schon immer da gewesen. Aber nicht nur an der Fassade finden sich alte Holzbalken, Pfosten, Bretter und Bodendielen von abgebrochenen Dachstühlen, Scheunen, Heuschobern und dgl. wieder, auch im Innenraum stößt man allerorts auf Altholz, das dem Haus seinen besonderen Charme verleiht. Der Einsatz von aufbereitetem Altholz ist aber nicht nur auf rein dekorative Verkleidungen beschränkt, sondern reicht bis hin zur statisch höchst anspruchsvollen, mächtigen Dachkonstruktion aus alten, schon einmal verbauten Holzsparren. Und selbst bei der Inneneinrichtung wurde altes Holz noch einmal zu neuem Leben erweckt, wie beispielsweise in der Küche, die sich mit ihren stark gemaserten und strukturierten und schon einmal „gebrauchten“ Altholzoberflächen nahtlos in die Baustruktur einfügt.
Gleichsam optischer Ausgleich wie gestalterischer Ruhepol zur wilden Holzmaserung an Wand, Boden, Decke und Möbeln sind alle Innenwände, die in Trockenbauweise errichtet, verÂspachÂtelt und weiß gestrichen wurden. Für die Beplankung der Metallständerwände kamen konventionelle RIGIPS Bauplatten bzw. in den Sanitärbereichen und Nasszellen RIGIPS FeuchtraumplatÂten zum Einsatz. Hauptbestandteil der BauÂplatten ist der natürliche Rohstoff Gips zwischen zwei dünnen Lagen aus recyceltem Karton, womit auch der Innenausbau voll und ganz dem Nachhaltigkeitsanspruch der Bauherren gerecht wird. Darüber hinaus wirken sich die Gipsbauteile dank ihrer Fähigkeit, Wasser aus der Raumluft aufzunehmen und im Bedarfsfall wieder abzugeben, positiv auf den Feuchtehaushalt im Raum aus. Last but not least konnte durch den Entfall von Austrocknungszeiten – im trockenen ÂInnenausbau ebenso wie im gesamten Holzbau – die gesamte Bauzeit auf knapp unter einem Jahr verkürzt werden.
Regionaler Materialmix
„Wir stehen unseren Kunden in jeder Phase – von der Planung bis zur Fertigstellung – zur Seite. Das gilt vor allem auch für die Auswahl der eingesetzten Materialien bzw. für die Materialkombination“, so Birgit Maier. Größter Wert wird dabei auf den Einsatz von heimischen und regional verfügbaren Materialien gelegt. Damit sind nicht nur kurÂze Transportwege sichergestellt, auch gestalÂterisch fügen sich die Gebäude harmonisch in ihr UmÂfeld. Beim Chalet in Rosental wurden auch alle neuen Holzbauteile wie Balken, Zaun, BalkongeÂlänÂder, Decken und Wandoberflächen, FensterÂrahmen, Türen und Treppen und selbst die Möbel aus Hölzern aus den umliegenden Wäldern hergestellt.          Â
Zitat:
„Wir stehen unseren Kunden in jeder Phase des Projekts – von der Planung bis zur Fertig-stellung – zur Seite. Das gilt vor allem auch für die Auswahl der eingesetzten Materialien.“
DI Arch. Birgit MaierÂ
FAKTEN:
Einfamilienhaus/Chalet, Rosental in Salzburg    Â
Bauherr: privat Â
Planung und Ausführung: Holzbau Maier GmbH & Co. KG, 5733 Bramberg, www.maier.at
Möblierung: Tischlerei Holzbau Maier GmbH & Co. KG, 5733 Bramberg               Â
Bauweise:
- Stahlbeton-Massivbauweise im erdberührten Keller
- Massivholzwände ab dem Erdgeschoß
Fassade:Â Altholz gehackt
Dach:Â Dachstuhl als Satteldach mit Altholzverkleidung
Raumhöhe: 2,50 m bis zur Dachschräge Â
Decken- und Wandoberflächen: Altholz gehackt, RIGIPS Trockenbauwände, weiß gespachtelt und gestrichen
Fußboden: Eichenholzboden und keramische Bodenbeläge
Heizung/Warmwasser: Erdwärme und Photovoltaikanlage    Â