Nachhaltige Architektur

  • Hängende Gärten.
    Hängende Gärten.
    Im Innenhofbereich des neuen TÃœWI sorgen begrünte Fassadenflächen für ein angenehmes Mikroklima auch bei sommerlichen Hochtemperaturen.© Hannes Buchinger
  • TÃœWI Wien.
    TÃœWI Wien.
    Ansprechende Architektur mit höchster Energieeffizienz, errichtet mit natürlichen bzw. nachwachsenden Baumaterialien. Ausgezeichnet mit dem Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2019.© Hannes Buchinger
  • Im Innenraum gewährleistet der weitreichende Einsatz von Gipsbaustoffen die hohen Ansprüche eines Holzbaus an den Brandschutz. Gleichzeitig sorgen diese durch Temperatur- und Feuchteausgleich für maximalen Nutzer/innenkomfort. © Hannes Buchinger
  • Ein Hörsaal des TÃœWI Wien© Hannes Buchinger

Gebäude mit hohen Ansprüchen an die städtebauliche und architektonische Qualität stehen nicht im Widerspruch zu einem verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und können einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten – wie das neue Türkenwirt-Gebäude (TÜWI) der Universität für Bodenkultur, auf dessen Fassade nicht nur Nachhaltigkeit draufsteht, sondern auch Klimaschutz drin ist. Das erste Universitätsgebäude Österreichs, das mit dem ÖGNI-Nachhaltigkeitszertifikat in Platin ausgezeichnet wurde, ist einer der acht Preisträger des diesjährigen Staatspreises für Architektur und Nachhaltigkeit.   

Spätestens bis zum Jahr 2030 soll der Gebäudesektor energieneutral sein. Das erfordert seitens der Planung und Bauausführung nach neuen Ideen und Konzepten, den Energieverbrauch im Gebäude zu senken, vor Ort verfügbare Energiequellen zu nutzen und Gebäude zu entwerfen, die mit natürlichen Ressourcen sparsam umgehen und energieeffizient sind. Hohe Anforderungen, denen Architektur und Bauausführung aber durchaus gewachsen sind, wie der diesjährige Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit eindrucksvoll beweist.   

Architektur als Vorreiter

Mit 50 Einreichungen war der Andrang zum sechsten Staatspreis so hoch wie nie! „Der Gebäudebereich ist für über ein Drittel des Energie­verbrauchs verantwortlich und daher ein wich­tiger Hebel, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Die Einreichungen belegen, dass hochwertige Architektur und Nachhaltigkeit keinen Widerspruch darstellen. Österreich kann in allen Belangen des Hochbaus ein klares Zeichen für den Klima- und Umweltschutz setzen“, erklärte Nachhaltigkeitsministerin Maria Patek anlässlich der Nominierung der 17 Projekte, die es in die engere Auswahl geschafft hatten.

„Es ist beachtlich, wie eine kleine Community an initiativen Fachleuten beweist, dass die Architektur einen Plan für die Klimarettung hat“, erklärt Roland Gnaiger, Architekt, Professor an der Kunstuniversität Linz und diesjähriger Jury-Vorsitzender. Auffallend war die große Zahl an Bildungsbauten unter den Einreichungen, allen voran der Neubau des Türkenwirtgebäudes (TÜWI) der Universität für Bodenkultur, der gleich in mehrfacher Hinsicht exemplarisch für eine neue Kultur des Bildungsbaus steht.

Nachhaltig mit Zertifikat

Als erster Bildungsbau Österreichs wurde das TÜWI von der Österreichischen Gesellschaft für nachhaltige Immobilienentwicklung mit dem höchstmöglichen ÖGNI Nachhaltigkeitszertifikat in Platin ausgezeichnet. „Mit dem TÜWI setzt die Universität für Bodenkultur neue Standards im nachhaltigen und klimafitten Bauen. Es ist ein gelungenes Beispiel für weitgehend klimaneutrales Bauen ist und als Prototyp Vorbild für eine gelungene Kombination von nachhaltigem Bauen und anspruchsvoller Architektur“, zeigt sich auch Hubert Hasenauer, Rektor der Universität für Bodenkultur vom neuen Gebäude begeistert.  

Uni for Future

Das Besondere am TÜWI ist aber nicht nur seine überzeugende energetische Performance, sondern auch der effiziente Einsatz der unterschiedlichen Baustoffe: ein Stahlbetonskelett als Traggerüst, eine Holzelementfassade als Hülle und vorgesetzte Holzlamellen als Sicht- und Sonnenschutz. Die Elementfassade wurde komplett im Werk der Strobl Bau – Holzbau GmbH vorgefertigt. Der erforderliche Brandschutz von EI 60 wird über die Bekleidung der gesamten Holzkonstruktion mit einer Hybridlösung aus Rigidur Gipsfaser- und Riduro Holzbauplatten sichergestellt. Die Gipsfaserplatte übernimmt auch die Aussteifung der Holzrahmenkonstruktion. Durch die ausschließliche Verwendung natürlicher bzw. nachwachsender Rohstoffe konnten die hohen Anforderungen, die das Architektenteam Baumschlager Hutter und die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) als Gebäudeeigentümer an die baulichen Qualitäten stellte, übererfüllt werden. Dank ihrer extremen Oberflächenhärte und Stoßfestigkeit sorgen die eingesetzten Gipsplatten darüber hinaus aber auch für ein langfristig hochwertiges Erscheinungsbild, verlängern die Sanierungsintervalle und tragen durch ihre hohe Masse zudem auch zu einem gesunden Raumklima bei.

Zukunftsfähige Technik

Die Beheizung und Kühlung des gesamten Gebäudes basieren auf der Nutzung von Erdwärme, Photovoltaik und Solarthermie, womit ein Großteil des Strom- und Warmwasserbedarfs im Gebäude gedeckt werden kann. Für ein angenehmes Mikroklima im Innenhof sorgen die in Form hängender Gärten begrünten Fassadenflächen.      

FAKTEN:

Türkenwirtgebäude BOKU, 1190 Wien

Bauherr und Projektabwicklung: Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H., 1020 Wien
Mieter und Nutzer: Universität für Bodenkultur, 1180 Wien  
Architektur: Baumschlager Hutter Partners ZT GmbH, 1010 Wien
Landschaftsarchitektur: Rrajek barosch landschaftsarchitektur, 1020 Wien
Fassaden- und Glaskonstruktion: RFR Ingenieure, 75010 Paris

Baubeginn: April 2016
Fertigstellung: Juli 2018
Nettoraumfläche: 5.650 m2
Investitionsvolumen: 20 Mio €