Mit Harz und Herz

  • Helmut Dietrich
    Helmut Dietrich
    © Dietrich | Untertrifaller Architekten
  • Haus D bei Dornbirn
    Haus D bei Dornbirn
    Eins mit der Landschaft. Das Haus D bei Dornbirn mit Blick über das Rheintal lässt Innen mit Außen und Oben mit Unten verschmelzen.© Bruno Klomfar
  • Haus D bei Dornbirn
    Haus D bei Dornbirn
    © Bruno Klomfar
  • Stadtbibliothek in Dornbirn
    Stadtbibliothek in Dornbirn
    Die Stadtbibliothek in Dornbirn wurde als ovaler Pavillon in einen Park gesetzt und fasziniert von drinnen und von draußen mit dem vor die Glasfassade gesetzten Keramikgitter, das an Bücher in Regalen erinnert. Dieses fungiert als Sicht- und Sonnenschutz und erzeugt eine angenehme Privatsphäre im „öffentlichen Wohnzimmer“.© Bruno Klomfar
  • Stadtbibliothek in Dornbirn
    Stadtbibliothek in Dornbirn
    © Bruno Klomfar
  • Stadtbibliothek in Dornbirn
    Stadtbibliothek in Dornbirn
    © Bruno Klomfar
  • Stadtbibliothek in Dornbirn
    Stadtbibliothek in Dornbirn
    © Bruno Klomfar
  • Collège Simone Veil in Lamballe
    Collège Simone Veil in Lamballe
    Das Collège besteht aus einem langgestreckten Quader, der auf einem sanft geschwungenen Sockelbau aufgesetzt ist. Die Architektur nimmt so die Silhouette der sanften Hügellandschaft auf.© Luc Boegly
  • Collège Simone Veil in Lamballe
    Collège Simone Veil in Lamballe
    © Luc Boegly
  • Vier Köpfe, eine Philosophie:
    Vier Köpfe, eine Philosophie:
    Much Untertrifaller, Dominik Philipp, Patrick Stremler und Helmut Dietrich© lamprecht.biz

„Stets einfühlsam und zugleich selbstbewusst aus dem jeweiligen Kontext entwickelt, von räumlicher Raffinesse, formal diszipliniert sowie von einer fein nuancierten Materialität.“ Als 2017 die Monografie von Helmut Dietrich und Much Untertrifaller im Vorarlberger Architektur Institut VAI präsentiert wurde, schwingt dieser Satz durch den Raum. Viel besser kann man deren Werk kaum beschreiben. Das breite Spektrum der in all den Jahren gemeisterten Bauaufgaben reicht von großvolumigen Bauten und städtebaulichen Strukturen über das Bauen im Bestand bis hin zum Einfamilienhaus. Das beugt jeder Spezialisierung vor, hält wach und fordert Kreativität und Forschergeist.

Von Barbara Jahn

Begonnen hat alles mit Ernst Hiesmayr und Paolo Piva, zwei honore Persönlichkeiten der heimischen Architekturszene, die den Studenten Helmut Dietrich ein Stück weit begleiteten und prägten. Mit Paolo Piva, in dessen Atelier in Venedig er arbeitete, verschlug es den jungen Architekten für eine Zeitlang in den Süden. Doch noch ein anderer Gleichgesinnter sollte ein lebenslanger Wegbegleiter werden: In Much Untertrifaller, ebenfalls ein Student von Ernst Hiesmayr, fand Helmut Dietrich den idealen Partner. Schon in den 80er Jahren stellte man fest, dass man in vielerlei Hinsicht gut miteinander harmonierte, bis die beiden schließlich 1994 beschlossen, es mit einem gemeinsamen Architekturbüro in Bregenz zu versuchen. Der Kick-off war der ­gewonnene Wettbewerb für das Festspielhaus Bregenz. Dann ging es Schlag auf Schlag: Ein Wettbewerb nach dem anderen wurde gewonnen und der große Erfolg ließ das Büro stetig wachsen. 

Ãœber Grenzen hinauswachsen

In Wien konnten die beiden den Wettbewerb für die Erweiterung der Wiener Stadthalle für sich entscheiden und gründeten 2004 einen weiteren Standort in der Landeshauptstadt. Bereits ein Jahr später führte sie der Auftrag zur Errichtung der neuen Hochschulsportanlage der ETH Zürich nach St. Gallen, wo eine weitere Niederlassung entstand. Zehn Jahre später wurde der Aktionsradius von Dietrich | Untertrifaller Architekten noch größer: 2015 eröffnete das Büro in Paris, 2016 dann das Münchner Büro. Über 100 internationale Architekten bilden heute das Team rund um die beiden Vertreter der berühmten Vorarlberger Schule, die ihrer eigenen Linie konsequent treu bleiben und sich für nichts auf der Welt verbiegen lassen würden: „Sensationsarchitektur im formalen Sinn ist nicht unsere Sache, sehr wohl aber spannende Architekturen, die stets aus der Beziehung zum jeweiligen Ort und dem geforderten Programm entwickelt werden. So unterschiedlich unsere Bauwerke auch sind, gemeinsam sind ihnen der humanistische Ansatz, die innovative und nachhaltige Ausführung und das einfühlsame Verhältnis zum urbanen Kontext. Wir entwerfen mit Blick auf die Menschen und wollen richtungsweisende Bauten schaffen, die ihre Umwelt bereichern und ihren Nutzern dienen.“

Ans Herz gewachsen

Das Bauen mit Holz gehört zur DNA der Vorarlberger Schule. Helmut Dietrich ist es daher ein großes Anliegen, sein Wissen und auch seine Leidenschaft an die zukünftigen Generationen weiterzugeben. Seit 2006 veranstaltet er den Workshop Design FH Technikum Kärnten, ­Spittal und Udine. Besonders schlägt sein Herz für den Universitätslehrgang „überholz“ an der Kunstuniversität Linz, ein interdisziplinärer, berufsbegleitender Masterlehrgang für Holzbaukultur, den er seit 2011 erfolgreich leitet. „Ein bestimmender Faktor all unserer Arbeiten ist der ressourcenschonende Einsatz von Materialien, wobei unser besonderes Engagement dem zeitgemäßen Holzbau gilt. Wir haben uns mit unserer Expertise im Entwurf und im Holzbau international einen Namen gemacht und pflegen dieses Know-how dank einer dialogbasierten Beziehung zu Auftraggebern, Handwerkern und Planern. Dieses Wissen geben wir auf internationalen Vorträgen und in der Lehre gerne weiter.“ Frei nach dem Motto „Wer mit Holz baut, baut Zukunft“ können Architekten, Bauingenieure und Holzbauer ihr Wissen vertiefen. Vermittelt werden hier nicht nur technisches Fachwissen, Kommunikation zwischen den Disziplinen und das Training ­einer erfolgreichen Zusammenarbeit, sondern auch kulturelle und nachhaltige Werte. „Die Neuentdeckung und Weiterentwicklung des Baustoffes Holz hat nicht nur Fortschritte der Ökologie und der Nachhaltigkeit im Bauen ermöglicht und forciert. Die Ausdrucksformen in der Architektur haben sich durch Holz massiv erweitert. Das Repertoire an Konstruktionen, an möglichen Formen und Oberflächen ist im Holzbau nahezu unermesslich. Dies ist ein riesiges kreatives Feld, das uns in unseren Projekten beschäftigt und das speziell im Lehrgang ,überholz‘ in seiner Bandbreite erfahrbar wird. Theorie und Praxis des Holzbaus, Architektur und Technik finden bei ,überholz‘ zueinander“, fasst Helmut Dietrich den Lehrgang zusammen.

Mit jeder Faser

Heute stehen Dominik Philipp und Patrick Stremler als Partner an der Seite von Helmut Dietrich und Much Untertrifaller. Die zahlreichen internationalen Projekte werden meist mit lokalen Büros und regionalen Partnern entwickelt, ein Erfolgsrezept, das die internationale Präsenz des Büros noch weiter stärken wird. Zahlreiche renommierte Auszeichnungen gehen auf das Konto des ambitionierten Architektenteams, darunter der Wiener Wohnbau-Preis 2019 für das Wiener Projekt In der Wiesen Süd, der Prix National Construction Bois 2017 für das Sportzentrum Alice Milliat, Lyon, sowie der Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2017 für die Volksschule Edlach, Dornbirn, und 2006 für Schule & Halle in Klaus. Langweilig wird es Helmut Dietrich auch in Zukunft nicht: Der erfahrene, ehemalige Vorsitzende im Wettbewerbsausschuss Vorarlbergs der Architektenkammer ist derzeit im Gestaltungsbeirat von Bludenz, Lustenau, Widnau und seinem ­Geburtsort Mellau, dem er trotz aller Internationalität stets eng verbunden blieb. Verbunden bleiben wird er wohl immer auch dem Holzbau, der von Beginn an sein Herzensprojekt war.

 

Zitat:

„Sensationsarchitektur im formalen Sinn ist nicht unsere Sache, sehr wohl aber spannende Architekturen, die stets aus der Beziehung zum jeweiligen Ort und dem geforderten Programm entwickelt werden.“ Dietrich | Untertrifaller Architekten

 

PERSON:
Helmut Dietrich

• geboren 1957 in Mellau, Vorarlberg
• Studium der Architektur an der TU Wien bei Ernst Hiesmayr
• während des Studiums regelmäßige Mitarbeit bei Paolo Piva in Biella
• 1985 Diplom und Tätigkeit im Atelier von Paolo Piva in Venedig
• 1986 gemeinsames Architekturbüro mit Hermann Kaufmann und Christian Lenz in Vorarlberg
• ab Mitte der 1980er Jahre Zusammenarbeit mit Much Untertrifaller
• 1994 Gründung eines gemeinsamen Büros in Bregenz mit Much Untertrifaller
• 2004 weiterer Standort in Wien
• 2005 eine Niederlassung in St. Gallen (Projekte gemeinsam mit Christof Stäheli)
• 2015 Büro in Paris
• 2016 Büro in München
• 2018 Gastprofessor an der Architektur-Universität ENSA Paris Val de Seine

www.dietrich.untertrifaller.com