INTERVIEW: Gesund bauen

  • Thomas Balázs, Generaldirektor-Stellvertreter des Krankenanstaltenverbundes (KAV)© Bernhard Noll

 

Mit elf Spitälern, drei Geriatriezentren sowie acht Pflegewohnhäusern ist der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) eine der größten Gesundheitseinrichtungen in Europa. Im Interview erzählt Thomas Balázs über Healing Hospitals, die Herausforderungen und die Zukunft von Gesundheitsarchitektur.

Wie sieht die Zukunft der Gesundheitsarchitektur aus?

Wir stehen heute vor großen Strukturveränderungen. Die Menschen werden immer älter, und damit verändern sich auch die Bedürfnisse bei der medizinischen Versorgung. Die Stadt Wien und der KAV haben das Geriatrie- und Spitalskonzept 2030 entwickelt. Ersteres ist bereits abgeschlossen, während das Sptialskonzept noch mitten in Umsetzung ist. Damit verbunden sind auch zahlreiche Um- und Neubauten. Weiss: „Bauen für die Gesundheit“ unterliegt ganz speziellen Herausforderungen.

Welche sind das?

Wir haben weitaus striktere Hygienevorschriften und höhere Anforderungen in puncto Barrierefreiheit. Wichtig sind auch durchdachte Leitsysteme, damit sich die Patienten in derart komplexen Gebäuden zurechtfinden. Die Architektur muss den betriebsorganisatorischen Prozessen, der technischen Infrastruktur sowie der Medizin- und Haustechnik folgen. Die Funktion steht im Vordergrund, es muss aber auch die Atmosphäre passen.

Was hat sich gesetzlich und rechtlich in den vergangenen Jahren getan?

Es gibt heute mehr Richtlinien und Standards. Neben den technischen Entwicklungen schreiten auch die Anforderungen an Brandschutz, Hygiene, Schallschutz, Datenschutz etc. voran.

Kann Architektur heilen oder zumindest Wohlbefinden unterstützen?

Ja, deshalb achten wir darauf, dass unsere Patienten eine Umgebung vorfinden, die so angenehm und komfortabel wie möglich ist. Dazu gehören ein intelligentes Leitsystem, kurze Wege, viel Tageslicht, Farbkonzepte und möglichst viel Grün. Beim Neubau des Krankenhaus Nord verfolgen wir das Konzept eines Healing Hospitals: Das bedeutet ausschließlich Ein- und Zweibettzimmer und große Fenster mit Blick in den Park. Zusätzlich wird es Therapiegärten, Spazierwege, Treffpunkte und Spielmöglichkeiten geben.

Welche Voraussetzungen müssen Architekten, die für Sie planen, mitbringen?

Hauptsächlich müssen sie neben vielen anderen Qualifikationen Erfahrungen im Krankenhausbau nachweisen können sowie über Kenntnisse der Gesetzeslage und wirtschaftliches Denken verfügen.

Wie werden Spitäler, Pflegeeinrichtungen u. dgl. in Zukunft aussehen?

 Unsere Patienten haben meist einen sehr hohen Pflegebedarf. Hier ist ein abgestuftes Betreuungskonzept vorgesehen, in dem man so lange wie möglich in der Wohnumgebung bleiben kann. Ist dies nicht mehr möglich, gibt es mit den Geriatriezentren und Pflegewohnhäusern gute Einrichtungen, wo rund um die Uhr medi-zinische Betreuung zur Verfügung steht und man in Würde altern kann. Vergangenes Jahr haben wir auch unsere Geriatriereform abgeschlossen. Seit 2007 haben wir uns im Neubaubereich von den großen Häusern verabschiedet. Kleinere Einheiten mit maximal 350 Betten, ausschließlich Ein- und Zweibettzimmer mit barrierefrei zugänglichen Loggien, großzügige Tagräume und Angebote, die die Kommunikation fördern. 

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