Alles in Bewegung

  • Ecocapsule von Tomás Zazcek und Sona Pohlová aus Bratislava © Ecocapsule
  • Ecocapsule - das selbsttragende mobile Mikrohaus ist für Winter und Sommer geeignet© Ecocapsule
  • Jesse Adler von Central Saint Martins setzt sich schon länger mit dem besonderen Mehrwert von Pilzkulturen auseinander. © Jesse Adler
  • © Jesse Adler
  • Kunststoffschalter von JUNG
    Kunststoffschalter von JUNG
    Die Bemühungen des Unternehmens, sich von petrochemischen Zutaten zu lösen und diese gegen ökologisch nachhaltige einzutauschen, trägt hier seine ersten Früchte.© JUNG
  • Kunststoffschalter von JUNG
    Kunststoffschalter von JUNG
    © JUNG
  • AirBubble, entworfen vom Londoner Architektur- und Innovationsbüro ecoLogicStudio© Maja Wirkuss
  • AirBubble - der erste biotechnologische Indoorspielplatz der Welt, der luftreinigende Mikroalgen integriert.© Maja Wirkuss

Wie viel Kraft und Potenzial in der naheliegenden Natur liegen, beweisen viele Projekte unermüdlicher junger und neugieriger Designer, aber auch die Forschungsarbeit bekannter Unternehmen, die mit aller Energie daran arbeiten, dass der angeschlagene Planet Erde doch noch seine verdienten Chancen bekommt – ganz ohne Chemie, Öl, Kohle und Gas.

Von Barbara Jahn

 

Einsiedel-Ei

Sie ist mit Solarzellen, ausfahrbarer Windturbine und Wasserfilteranlage ausgestattet und bietet ihren Bewohnern die Möglichkeit, völlig autark, ressourcenschonend und unabhängig selbst an abgelegenen Orten zu leben: Ursprünglich ein kleines Projekt als separate Einheit zum eigenen Haus geplant, wurde die Ecocapsule von Tomás Zazcek und Sona Pohlová aus Bratislava nicht mehr als ein Büro, ein Atelier oder eine Spieleinheit für die Kinder. Doch dann reichten sie ihre Idee bei einem Wettbewerb ein und konnten sich zwar nicht als Sieger, aber als Publikumsliebling behaupten. Grund genug, an der Idee weiterzufeilen: Die Kapsel schrumpfte und gewann an Dynamik und Effizienz. Das selbsttragende mobile Mikrohaus ist für Winter und Sommer geeignet und hält Tem­peraturen von –15 bis zu +40 Grad Celsius und Windstärken bis zu 150 Kilometer pro Stunde aus. Mit der Ei-Form können Energieverluste so gering wie möglich gehalten wer­den. Unter der Außenhaut aus isolierten Glasfasern verbirgt sich ein klimatisiertes und voll ausgestattetes Apart­ment für ein bis zwei Personen. Dazu zählen eine Küche mit Herdplatte und Spüle, ein Badezimmer mit Dusche und wasserloser Toilette sowie ein 1,65 Meter breites Bett, das sich platzsparend wegklappen lässt. Die Leichtbaumöbel sind aus Wabenplatten, die aus Holzfurnier gefertigt sind. Damit erreicht das Tiny-House-Konzept, das auch als Mietmodell angedacht ist, ein völlig neues ökologisches und funktionelles Level.
www.ecocapsule.sk
© Ecocapsule

 

Pilz-Power

Jesse Adler von Central Saint Martins setzt sich schon länger mit dem besonderen Mehrwert von Pilzkulturen auseinander. Sie ist überzeugt, dass Pilze eine noch wenig erforschte Quelle für lebendige, biologisch abbaubare, nachhaltige Farbstoffe sind, die verantwortungsvoll aus der Natur geerntet oder im Labor gezüchtet werden können. „Als mykologische Alchemistin extrahiere ich Pigmente aus Pilzen und untersuche, wie sie als reichhaltige, erneuerbare Farbquellen fungieren können, die das Potenzial haben, unsere Abhängigkeit von nicht erneuerbaren (synthetischen oder mineralischen) Farbstoffen zu verringern oder diese zu ersetzen.“ Durch die Verwendung von Pilzen in der Entwicklung einer Kosmetikkollektion mit Pigmenten aus Pilzen, Flechten, Hefe und Schimmelpilzen hinterfragt sie die menschliche Beziehung zu Farbe im Spannungsfeld zwischen Schönheit, Gesundheit und Umwelt.
www.jadlerdesign.com
© Jesse Adler

 

Zellulose-Zauber

Das Zertifikat Cradle to Cradle für seine Produkte zu erhalten, ist nicht einfach, wie man weiß. JUNG ist es nun gelungen, für über 50 Einzelelemente mit Cradle to Cradle (C2C) und C2C Material Health ausgezeichnet zu werden. Alle zertifizierten Programme werden unter Einsatz erneuerbarer Energie produziert, sie sind sortenrein trennbar und können so dem Recycling-Kreislauf zugeführt werden. Hergestellt ohne umweltschädliche Chemikalien, bestehen die Kunststoffschalter von JUNG unter anderem aus umweltfreundlichem Duroplast-Material, davon sind wiederum zwei Prozent Kunststoffrezyklate und 40 Prozent Recyclinganteil bei Metallen. Das Material selbst besteht – neben weiteren Zusatzstoffen – hauptsächlich aus einer Zellulosemischung, deren Ursprung auf nachhaltige Forstwirtschaft zurückgeht. Die Bemühungen des Unternehmens, sich von petrochemischen Zutaten zu lösen und diese gegen ökologisch nachhaltige einzutauschen, trägt hier seine ersten Früchte.
www.jung.de
© JUNG

 

Algen-Garten

Der Luftverschmutzung als größte globale Gesundheitsbedrohung wird der Kampf angesagt: Mit AirBubble, entworfen vom Londoner Architektur- und Innovationsbüro ecoLogicStudio, entstand nicht nur eine neue architektonische Typologie, sondern auch der erste biotechnologische Indoorspielplatz der Welt, der luftreinigende Mikroalgen integriert. Die Blase mit sauberer Luft im Zentrum von Warschau besteht aus einer zylindrischen Holzstruktur, die von einer ETFE-Membran umhüllt ist, die 52 Algenreaktoren aus Glas schützt. Das blubbernde Geräusch des Algengartensystems überdeckt den städtischen Umgebungslärm. „Die Bio-Intelligenz natürlicher Systeme in die Städte zu bringen, um Gebäude in lebende Maschinen zu verwandeln, die Energie produzieren, CO2 speichern und die Luft reinigen, ist ein ungenutztes Potenzial. Um dies zu erreichen, müssen wir die lebendige Welt als Teil der aktuellen digitalen Revolution betrachten“, sagt Marco ­Poletto, Mitbegründer von ecoLogicStudio.
www.ecologicstudio.com
© Maja Wirkuss