Mit gutem Gewissen gestalten
Auch die inneren Werte warten nicht selten darauf sich zu offenbaren, wenn man sich anstrengt, ihnen auf den Grund zu gehen. Immer öfter gelingt es, Dinge neu zu betrachten und ihre Qualitäten neu zu bewerten – ein wichtiges Procedere in einer Zeit, in der es neue Perspektiven braucht.
Von Barbara Jahn
Wiedergeburt einer Legende
In den einstigen kaiserlichen Kurort Bad Gastein, zuletzt ein bröckelndes Opfer von Immobilienspekulanten, kommt nun mit einem Projekt des Wiener Architekturbüros BWM der Glanz zurück. Mit der Sanierung, Interior Design und Neubau des am pittoresken Gasteiner Wasserfall gelegenen Ensembles, bestehend aus Hotel Straubinger, Badeschloss und Alte Post, werden die Architekten in einem sensiblen, aber ehrlichen Umgang mit der historischen, denkmalgeschützten Bausubstanz einen neuen, belebten Ortskern etablieren. Die zwischen 1791 und 1888 errichteten Gebäude werden mit viel Expertise, Behutsamkeit und Herzblut in enger Kooperation mit dem Denkmalamt renoviert, als ein Vorhaben, das weit über das reine Gebäude hinausdenkt. Benannt nach der legendären Gasteiner Familie soll das neue Hotel Straubinger mit seinen knapp 50 Zimmern dem ehemaligen Grand Hotel eine Hommage erweisen und wird, geboren aus den Facetten seiner Vergangenheit, mit zurückhaltender Eleganz zu neuer Größe erweckt. Im angrenzenden Badeschloss mit rund 100 Zimmern – „ein Bad, in dem man auch schlafen kann“ – wird gleichsam die Geschichte zelebriert und mit der Badekultur kokettiert. Die Alte Post im Erdgeschoß wurde als Concept Store konzipiert. Doch alles bleibt nicht ganz beim „Alten“: Die ursprüngliche Fuge zwischen Hotel Straubinger und Haus Straubingerplatz 1, die erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschlossen wurde, wird wieder geöffnet in Verbindung mit der Gestaltung einer neuen Pool-Landschaft in Form eines zarten Glaskörpers, in der man künftig in die Landschaft hinausschwimmen kann. Auch das Badeschloss erfährt eine Erweiterung als schlanker Zubau hinter dem bestehenden Gebäude.
www.bwm.at
Ganz und gar nicht verkorkst
In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit gerade auch im Design großgeschrieben wird, hat das Architekturbüro Herzog & De Meuron für die deutsche Möbelmanufaktur ClassiCon eine Hockerserie aus nachhaltig geerntetem portugiesischen Kork entworfen, die dieser Forderung in mehrfacher Hinsicht nachkommt. Zum einen ist das Kleinmöbel namens Corker multifunktional auch als Beistelltisch nutzbar, zum anderen kann es komplett in den Wertstoffkreislauf wieder rückgeführt werden, und zwar ohne Rückstände. Das Besondere daran ist, dass der Kork selbst eine derartige Klebefähigkeit besitzt, dass beim Verpressen in die Form kein anderes Bindemittel zugegeben werden muss.
www.classicon.comÂ
Von der Kante zur Kunst
Tina Wendler und Katrin Hielle-Dahm, die Inhaberinnen der Wollweberei ROHI, haben gemeinsam mit Mode- und Textildesignerin Lara Wernert 2015 die Teppichmanufaktur 13RUGS ins Leben gerufen, wo in kunstvoller Handarbeit Webkanten aus der Stoffproduktion von ROHI zu Teppichunikaten verarbeitet werden. Aus hochwertigen Produktionsüberschüssen, die bis dahin entsorgt wurden, entstehen dabei in einem mehrstufigen Trockenfilzprozess textile Kunstwerke für Boden und Wand. Vom Entstehungsmaterial bis zum Endprodukt ausschließlich in Deutschland gefertigt, zeichnen sich die Teppiche nicht nur durch den innovativen Herstellungsprozess aus, sondern setzen durch die regionale Produktion auch einen Kontrapunkt zum Großteil der Teppichindustrie, die üblicherweise in Asien fertigen lässt. „Wir möchten mit 13RUGS zeigen, wie man vor Ort Werte schaffen kann“, ist Tina Wendler überzeugt. Der Nachhaltigkeitsgedanke trägt die gesamte Produktion: Er kommt im Upcycling der bei der ROHI Stoffproduktion entstehenden Webkanten zu neuen Textilprodukten zum Ausdruck.“
www.13rugs.comÂ
Mehr als ein Produkt
Aus alten Aktenordnern werden trendige Taschen, aus Bowlingpins Kegelvasen, aus Rolltreppenstufen Sofas: Bei Gabarage ist Wegwerfen keine Option, denn es findet sich für alles eine gute Upcycling-Idee, die Gebrauchsgegenständen – auch wenn nicht immer in derselben Funktion, dafür witzig und einzigartig – ein zweites Leben einhaucht. Doch das Engagement geht weit über die reine Herstellung von Möbelstücken und Accessoires hinaus, denn um diese herzustellen, beschäftigt Gabarage benachteiligte Personen, die hier Beschäftigung, Struktur und Ausbildung finden, die einen Einstieg oder ein Comeback in den Regelarbeitsmarkt erleichtern.
www.gabarage.at
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