Unangepasst – visionär – sperrig

  • architekten gerner und partner zt gmbh
    architekten gerner und partner zt gmbh
    v.l.n.r.: Andreas Gerner, Gerda Maria Gerner und Matthias Raiger von gerner°gernerplus© gerner°gernerplus
  • Helmut Richter im Portrait
    Helmut Richter im Portrait
     Zu seinem Werk zählen mit einer Wohnbebauung mit verglastem Laubengang und der Schule am Kinkplatz mit verglastem Dreifachturnsaal auch zwei der meistpublizierten Wiener Architekturen.© CC SA by Mischa Erben
  • Mittelschule Kinkplatz
    Mittelschule Kinkplatz
    Die Informatik-Mittelschule Kinkplatz in Wien zählt zu Richters Hauptwerken.© Manfred Seidl
  • Mittelschule Kinkplatz
    Mittelschule Kinkplatz
    „Ich wollte eine Schule machen, bei der nicht gleich das Unangenehme, das bei Schulen immer so auffällt, sich bemerkbar macht“, erklärte Helmut Richter seinen Glas-Stahlbau-Entwurf für die Schule am Kinkplatz. © Manfred Seidl

In Helmut Richters Projekten lotete er die konstruktiven Möglichkeiten der modernen Baumaterialien aus und ging an die Grenzen des statisch Machbaren. „Helmut Richter hat mich beeinflusst, geprägt. Nach 6 Jahren als Mitarbeiter in seinem Büro am Fleischmarkt, nach weiteren 4 Jahren als sein Assistent an der Technischen Universität Wien am Institut für Hochbau 2 und dem zeitlichen Abstand seit der Beendigung meiner Assistententätigkeit, kann ich persönlich folgendes Resümee ziehen:

Als Visionär war Helmut Richter seiner Zeit voraus – das erkannten nur wenige. Sein spielerischer Zugang zur Architektur war ein Vergnügen – sein sperriger Umgang mit Menschen durch seine visionäre Haltung bedenklich. Er war nie ein Taktierer. Das erklärt seine eher geringe Anzahl an realisierten Projekten. Einige seiner „Nicht-Bauherren“ gingen lieber den einfacheren und gemütlichen Weg. Doch jene, die den steinigen Weg des Visionärs mitgingen, kamen erschöpft – aber zufrieden – ans Ziel. Ich hatte die Freude, im Büro Richter den Bau der Doppelhauptschule Kinkplatz und das Restaurant Kiang an der Landstraßer Hauptstraße am Rochusmarkt als Mitarbeiter zu erleben. Dafür bin ich ihm dankbar“. 

„Helmut Richter war wahrlich kein Angepasster. Und seine menschlichen Kanten finden sich in seiner Architektur wieder – die einzigartig ist. Eine Architektur, die Generationen von Architekten zumindest beeinflusst hat.“ [Andreas Gerner]

Ãœber die Person Helmut Richter:

Geboren am 13. Juni 1941 G
Gestorben am 15. Juni 2014 
Helmut Richter studierte Architektur an der Technischen Universität in Graz. 
Nach seinem Studienabschluss im Jahr 1968 ging er an die UCLA nach Los Angeles, um dort Informationstheorie sowie System- und Netzwerktheorie zu studieren. 
Er war Assistent an der UCLA und von 1971 bis 1975 Professor für Architektur an der École Nationale Supérieure des Beaux Arts in Paris. 
Im Jahr 1976 kehrte er nach Österreich zurück und eröffnete kurz darauf in Wien sein Architekturatelier, zunächst gemeinsam mit Architekt Heidulf Gerngross. 
Von 1991 bis 2007 war er Vorstand der Abteilung für Hochbau 2 an der Technischen Universität Wien. In dieser Zeit betreute er über 500 Diplomarbeiten.
Neben seiner Ausstellungsarchitektur in Paris, Venedig, Wien oder Krems konnte Richter die Restaurants von Kiang planen, Wohnbauten in Wien und Graz sowie mehrere kleine Wohnhäuser realisieren.
 Zu seinem Werk zählen mit einer Wohnbebauung mit verglastem Laubengang und der Schule am Kinkplatz mit verglastem Dreifachturnsaal auch zwei der meistpublizierten Wiener Architekturen.

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