Kindertagesstätte im Stahlcontainer
Containerhäuser haben nur wenig gemeinsam mit dem Baucontainer, wie man ihn von jeder Großbaustelle her kennt. Bis auf die Tatsache, dass man mit den mobilen Raummodulen schnell und im Vergleich mit herkömmlichen Baumethoden sehr günstig Wohn- oder Arbeitsraum schaffen kann. Wird dieser Raum nicht mehr gebraucht, bedarf es keines aufwändigen Abbruchs, die Gebäude werden vor Ort wieder in Einzelmodule mit dem Tieflader abtransportiert und können nur wenige Stunden später an anderer Stelle wieder aufgestellt werden.
Eine Kindertagesstätte mitten in München zeigt, welche Möglichkeiten zeitgemäßes modulares Bauen bietet und dass auch mit vorgefertigten Containern höchste Ansprüche an Gestaltung und Nutzung umgesetzt werden können. Dem Bevölkerungszuzug und der steigenden Zahl an Kindern im Vorschulalter konnte die vorhandene Infrastruktur an Kinderbetreuungseinrichtungen nicht mehr gerecht werden. Es brauchte eine schnelle Lösung, um den Bedarf zu decken, deshalb entschieden sich die Münchner Stadtväter für die Errichtung eines Gebäudes in Containerbauweise.
Wenn schnelle und flexible Lösungen gefragt sind
Sind schnelle und flexible Lösungen für die Errichtung von Gebäudeinfrastrukturen gefragt, dann kann der Modul- bzw. Containerbauweise keine andere Bauform das Wasser reichen. Dazu kommt durch die systemimmanente Möglichkeit des Ab- und Wiederaufbaus andernorts auch noch der Faktor Nachhaltigkeit, der letztendlich auch beim Kindergarten in der Münchner Hans-Thonauer-Straße den Ausschlag für den Einsatz von Containern für die neue Kindertagesstätte gab.
Industrielle Bauweise
Nicht nur im Wohnungsbau steigen in den wachsenden Städten Bedarf und Nachfrage nach kostengünstigen, schnell verfügbaren und flexiblen Raumstrukturen und Gebäuden. Auch im Objektbau, bei Gebäuden der öffentlichen Verwaltung, im Schulbau oder bei der Errichtung von Kindergärten und Kindertagesstätten kommen immer öfter fixfertige Raummodule zum Einsatz, die auf- oder nebeneinander gestapelt werden. Mit dem zunehmenden Einsatz der Modulbauweise hält nach und nach auch in der Bauwirtschaft die Industrialisierung bzw. die industrielle Fertigung Einzug, wie sie schon seit Langem beispielsweise in der Automobilfertigung gang und gäbe ist.
Bis heute ist im Bauwesen kein wirklicher industrieller Standard vorhanden, nach wie vor dominieren traditionelle Bauweisen das Baugeschehen, die zwar ein Höchstmaß an Individualität bieten, auf der anderen Seite aber auch einen erheblichen Planungsaufwand erfordern und ebenso in der Errichtung mit großem Aufwand in Bezug auf einen hohen Anteil handwerklicher Fertigung verbunden sind. Â
Container mit Wohncharakter
Seit über sechs Jahrzehnten ist die kroatische Unternehmensgruppe Jedinstvo Krapina GmbH in der Metallverarbeitung und im Bauwesen tätig. Eines der Hauptgeschäftsfelder ist die Herstellung, die Vermietung und der Verkauf von Containern für unterschiedlichste Anwendungszwecke. Dazu zählen neben konventionellen Baucontainern auch Containergebäude für Wohnnutzung sowie auf dem Standard-Wohncontainer aufbauend ganze Containergebäude für Spezialanwendungen wie Schulen oder Kindergärten.
In Deutschland wird Jedinstvo vom Handelspartner CMS Container Modul Systeme GmbH vertreten. Für die Kindertagesstätte in München lieferte diese insgesamt 90 Container, die in zwei Etagen vor Ort zusammengebaut wurden. Damit entstand eine Bruttogeschoßfläche von knapp 2.800 Quadratmetern. Neben den Gruppen- räumen verfügt das Containergebäude auch über alle erforderlichen Sanitäreinrichtungen samt Toiletten und Duschen sowie über eine eigene Küche. Den Innenraum dominieren die großen Glasflächen und Fenstertüren, die jede Gruppe mit der Freifläche samt großem Spielgarten verbinden. Ãœber einen vor das Gebäude gestellten Balkon und eine Freitreppe in den Garten ist auch das Obergeschoß an die Freifläche direkt angebunden. Von außen noch eindeutig als Containerbau zu erkennen, herrscht im Inneren Wohncharakter, der von einem konventionellen Gebäude kaum zu unterscheiden ist. Â
Modulsystem
Durch die Anordnung nebeneinander und in maximal zwei Etagen werden die Container- oder Modulgebäude zusammengestellt. Die Grundeinheit bzw. Ausgangsbasis bildet der so genannte Wohncontainer mit Abmessungen von ca. 2,44 mal 6,05 Metern. Die Raumhöhe beträgt innen 2,33 Meter.
In der Standardausstattung sind die Wände innen mit gepressten Holzplatten bzw. Holzspanplatten bekleidet. Die Außenbeschichtung besteht aus verzinkten, profilierten und im gewünschten RAL-Farbton lackierten Blechen. Die Wände werden je nach Verwendung mit Mineralwolle als Thermoisolierung oder mit Polyurethan-Paneelen gedämmt. Die Stärke der thermischen Isolierung ist einerseits abhängig von den klimatischen Gegebenheiten des Standortes und auf der anderen Seite von den jeweiligen baurechtlichen Richtlinien und Rahmenbedingungen.
Bei der hochwertigeren Ausführung, die vor allem für den Wohn- und Objektbau zum Einsatz kommt bzw. bei längerer Nutzungsdauer – wie im Fall der Münchner Kindertagesstätte –, werden die Wände im Innenbereich mit Gipsplatten verkleidet. Dies schafft nicht nur rein optisch ein angenehmeres Wohn- bzw. Lebensraumambiente, sondern sorgt gleichzeitig auch für einen guten Feuchteaustausch und verbessert damit das Innenraumklima. In allen Wohn-, Büro-, Schul- oder Kindergartencontainern wird zudem nach der Montage bauseits eine Ausstattung des Gesamtgebäudes mit Heizung, Kühlung und Ventilation vorgenommen. Die dafür erforderlichen Auslässe und Durchgänge werden aber bereits bei der Fertigung in der Fabrik angelegt. Dank dieser Vorbereitungsarbeiten und der Tatsache, dass die einzelnen Raummodule bereits mit Türen und FensÂtern geliefert werden können, verkürzt sich die Bauzeit vor Ort auf ein Minimum und beschränkt sich auf das Versetzen und Zusammenschrauben der Container.
Wie lange die im Jahr 2016 errichtete Kindertagesstätte im Container untergebracht sein wird, steht derzeit noch nicht fest. Für die Kinder und Pädagogen ist ihr neues, modulares Gebäude aber alles andere als eine provisorische Zwischenlösung.  Â
Fakten:
Kindertagesstätte Hans-Thonauer-Str. 3e und 3f, München
Bauherr: Stadt München   Â
Hersteller: Jedinstvo Krapina GmbH, Kroatien Â
Montage:Â CMS Modul Systeme GmbH
Industrieller Baustandard: Container-Modulsystem für den Kindergarten Hans-Thonauer-Straße in München.
Hersteller: Jedinstvo Krapina GmbH mit Sitz in Krapina/Kroatien.
Errichtung: 2016
Anzahl Container-Raummodule: 90 StückÂ
Brutto-Geschoßfläche: 2.775 m2
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