Eine energetische Sanierung macht Schule

  • Gesamtschule Niederwalgern in Deutschland© www.krall-photographie.de
  • © www.krall-photographie.de
  • © www.krall-photographie.de
  • Die Rubner Holzbau GmbH Augsburg hat für Sanierungen ein raffiniertes System entwickel.© www.krall-photographie.de
  • Die Rubner Holzbau GmbH Augsburg hat für Sanierungen ein raffiniertes System entwickelt: Sie baut vor die eigentliche Fassade eine neue vorgehängte in Holzrahmenbauweise mit gleichem Achsraster, ausgestattet mit einem eigenen Fundament und an den Stahlbetonstützen des Bestandes befestigt. So wird die Fassade getauscht, und die Sanierung findet dahinter statt. ©  www.krall-photographie.de

Bis 2050 sollen die jährlichen Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 80 bis 95 Prozent sinken. Deshalb heißt es, ökologische und ökonomische Grundsätze bei energetischen Sanierungen in die erste Reihe zu holen und einmal mehr bestehende Bausubstanz zu nutzen, Werte zu erhalten und den Energieverbrauch zu senken, statt neu zu bauen. So geschehen bei der Gesamtschule Niederwalgern, Deutschland, realisiert von Rubner Holzbau GmbH.

Von Barbara Jahn

Es gibt noch viel zu tun. Aber es kann auch schon viel getan werden. Zum Beispiel so viel wie möglich mit Holz zu bauen. Je mehr, desto besser, denn dies gilt als aktiver Klimaschutz und wesentlicher Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele. Denn die größte CO2-Bindung und damit verbunden ein erhebliches Einsparungspotential erfolgt im Bauwesen: Jeder Kubikmeter verbautes Holz speichert den Kohlenstoff aus einer Tonne CO2 und substituiert zudem CO2 aus den meist energieaufwändig hergestellten, nicht nachwachsenden Baustoffen, die ansonsten zum Einsatz gekommen wären.

Rubner arbeitet mit dem bei Weitem nachhaltigsten Baumaterial seit mehr als 70 Jahren. Nachhaltigkeit bedeutet auch den Erhalt und die Optimierung von bestehenden Bauten. Ob Industrie- oder Objektbau, jede professionell durchgeführte Gebäude­sanierung rechnet sich langfristig. In Deutschland beispielsweise wird rund ein Drittel des gesamten Energiebedarfs für die thermische Konditionierung von Gebäuden verbraucht. Der Bedarf an Heizwärme ist hoch und wird häufig auf ineffiziente Weise gedeckt. Energetische Sanierungen bieten erhebliche Kosteneinsparungen durch optimale Dämmungen und verlängern die Nutzung von Bestandsbauten. Der gesteigerte Wohn- oder Arbeitskomfort und die damit verbundene höhere Akzeptanz des Nutzers rechnet sich somit unmittelbar für den Betreiber oder Investor.

Erfolg mit Folgeauftrag

Die erfolgreiche energetische Sanierung der Gesamtschule in Wetter im Jahr 2015 war ausschlaggebend für den Zuschlag an Rubner im deutschen Augsburg für die Sanierung einer weiteren Schule in Hessen. Der Auftrag in Niederwalgern umfasste die komplette Gebäudehülle für die beiden viergeschoßigen Betonskelettbauten aus den 1970er Jahren. Neben der optischen Aufwertung, dem Anbau für eine Mediathek, einer Aufstockung und der Erneuerung der Gebäudetechnik sollte vor allem der Energieverbrauch mit passivhaustauglichen Komponenten die gesetzlichen Vorgaben deutlich unterschreiten. Entscheidend für die Wahl von Rubner war zudem die Vorgabe einer Realisierung im laufenden Schulbetrieb. Lärm- und erschütterungsintensive Arbeiten, die in die Schulzeit fielen, durften nur innerhalb der Pausenzeiten stattfinden. Gewährleistet konnte dies mit der bewährten, werksseitigen Vorfertigung aller Bauelemente werden. So wurden die Festverglasungen und Fenster bereits im Rubner-Werk Ober-Grafendorf in Österreich unter Werkstattbedingungen in die Fassadenelemente integriert. Der Vorteil: Höchstmöglicher Vorfertigungsgrad inklusive CNC-Abbund und Integration der Haustechnik unter optimalen klimatischen und technischen Bedingungen, eine rasche und präzise Montage auf der Baustelle und ein umgehender Wetterschutz.

Schichtenweise

Die Methode sorgt für Aufsehen: Im Vorfeld wurden bauseits die alten Fassadenriegel aus Stahlbeton demontiert, die nach innen versetzten Alu-Fenster wurden erst nach der Montage der neuen Fassadenelemente entfernt. Die neuen Fassaden stehen auf eigenen Fundamenten vor dem Bestand und wurden auf diesen zur Abtragung der vertikalen Lasten verankert. Zur Aufnahme der horizontalen Lasten wurden zusätzliche Stützen aus Brettschichtholz an die vorhandenen Stahlbetonstützen montiert, über die Toleranzen von bis zu sieben Zentimeter aufgefangen wurden. Für die hinterlüftete Fassade wurde das Wandelement in Holzrahmenbauweise mit verschiedenen Aufbauten ausgeführt.

Die großflächigen Glasfassaden wurden als Pfosten-Riegel-Elemente integriert. Die Pfosten-Riegel-Fassade erfüllt mit einem Ucw-Wert von 0,8 W/m2K die hohen Anforderungen an den Wärmeschutz in Hinblick auf Passivhaustauglichkeit. Für den sommerlichen Hitzeschutz und die Verdunkelung der Räume sorgen in die Fassadenelemente eingearbeitete elektrisch betriebene Raffstores. Die Ingenieur-Holzbauspezialisten von Rubner in Augsburg erarbeiteten in Abstimmung mit den Planern das Fertigungs- und Montagekonzept, verantworteten die Produktion, den Transport aller Bauelemente mit nur dreizehn LKW-Fuhren sowie die Montage der kompletten Gebäudehülle.           

FAKTEN:

 Gesamtschule Niederwalgern

  • Fertigstellung: 2018
  • Bauherr: Landkreis Marburg-Biedenkopf Fachbereich Schule und Gebäude, Marburg (DE)
  • Architekt: Thomas Dersch Architekt, Biedenkopf (DE)
  • Statik: HAZ Beratende Ingenieure für das Bauwesen, Marburg (DE)
  • Holzbau: Rubner Holzbau GmbH, Augsburg (DE)
  • Bruttogeschoßfläche: 8.698 m2