Mehr machen mit Modulen

  • Ansprechendes Interieur
    Ansprechendes Interieur
    Mit seinem mobilen Ausstellungspavillon sorgte KOMA Space auf der Expo in Mailand für Aufsehen. Heute dient das ab- und wieder aufgebaute Gebäude dem Unternehmen als Bürostandort. © KOMA Space
  • Martina Konecka
    Martina Konecka
    © KOMA Space
  • Der Pavillon der Tschechischen Republik
    Der Pavillon der Tschechischen Republik
    Der Pavillon der Tschechischen Republik für die Expo 2015 in Mailand dient heute als Bürogebäude für die Mitarbeiter von KOMA Space. © KOMA Space
  • Multifunktionsgebäude von KOMA Space
    Multifunktionsgebäude von KOMA Space
    Multifunktionsgebäude aus vorgefertigten Raummodulen am Firmenstandort von KOMA Space in Vizovice in Tschechien. © KOMA Space
  • BMW Ausstellungspavillon
    BMW Ausstellungspavillon
    Mobiler Ausstellungspavillon für BMW beim Filmfestival im tschechischen Karlsbad. © KOMA Space

KOMA SPACE verbindet Welten, packt da an, wo es an Raum fehlt, blickt zielstrebig in die Zukunft. Dipl.-Ing. Martina Konecká, Direktorin jenes Unternehmens, das sich seit mehr als einem Vierteljahrhundert erfolgreich der Modulbauweise weltweit widmet, gibt im Interview mit Barbara Jahn wertvolle Einblicke in eine Konstruktion, die mehr kann, als man glauben würde.

Weiss: In unserer schnelllebigen Welt ist Modularität und Flexibilität zu einem wichtigen Faktor geworden. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?    

Martina Konecká: Das modulare Bausystem feiert in diesem Jahr das 60. Jubiläum. Die Idee gab es schon, wir haben sie angewandt und weiterentwickelt. Vor sechs Jahren haben wir das Buch „I love module“ veröffentlicht – darin haben wir alles beschrieben. Module wurden zunächst bis 1958 zu temporären Zwecken genutzt, als das US-Unternehmen Liberty Homes das erste modulare Haus in Übereinstimmung mit Baunormen umgesetzt hat. Mit der Entwicklung der Computer- und Krantechnik hat sich die modulare Bauweise allmählich einen fixen Platz im Baugeschehen erobert und ist heute mit anderen Bauweisen vergleichbar. Das Bauen mit Raummodulen ist eine der Methoden, eine Immobilie schnell, umweltfreundlich und wirtschaftlich zu errichten. Heute wird die modulare Bauweise bei Kindergärten und Schulen über Studentenwohnheime und Hochschulen bis hin zu Wohnhäusern, Hotels, Krankenhäusern, Sporteinrichtungen und verschiedensten kommerziellen Einrichtungen, Büros, Firmengebäuden oder Gewerbebetrieben eingesetzt. Diese Art zu bauen wird auch als Offsite-Konstruktion bezeichnet, was das gesamte System vollständig widerspiegelt. Das Gebäude entsteht an einem anderen Ort, als es später stehen wird.        

Weiss: Was ist das Herausragende, Innovative an Ihrem System?

Martina Konecká: Innovativ ist vor allem unser Großraummodul ComfortLine, das Niedrigenergiestandards erfüllt. Gleichzeitig sind wir gerade dabei, eine neue Modulreihe vorzubereiten. Wir nennen sie FashionLine – durch diese werden wir die traditionelle Herstellung und den Verkauf der Module komplett verändern. Und, wie der Name ahnen lässt, steht hier auch das Design im Mittelpunkt.

Weiss: Was muss ein zeitgemäßes Modulbausystem leisten können und auf welche Nutzungsdauer ist es ausgelegt?

Martina Konecká: Es ist ein Bausystem, das alle Anforderungen erfüllt, die auch an die Standardbauweise gestellt werden – sprich sowohl in Hinblick auf die Schall- oder Wärmedämmung als auch in hygienischer und ästhetischer Hinsicht. KOMA produziert Module mit Tragrahmen aus feuerverzinktem, wetterbeständigem Stahl. Die technische Lebensdauer von modularen Gebäuden ist viel größer als die wirtschaftliche. Die Instandhaltung von modularen Gebäuden ist ähnlich wie bei anderen Gebäuden, die mit einer Standardmethode errichtet wurden. Darüber hinaus können die einzelnen Raummodule demontiert und andernorts wiederaufgebaut werden. Der Kunde kann das Gebäude bei einem Umzug einfach mitnehmen.       

Weiss: Wie kann man das Raummodulsystem am besten anwenden?   

Martina Konecká: Die Vorteile von modularen Gebäuden sprechen vorrangig aufgeschlossene Investoren an, die sehr genau rechnen, wie viel Geld man durch den Einsatz der Module sparen kann. Im Gegensatz zur herkömmlichen Bauweise muss das modulare Objekt vor der tatsächlichen Nutzung nicht austrocknen. Neben der Schnelligkeit, Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit ist ein weiterer Vorteil interessant: Modulare Gebäude werden in den Werken ähnlich wie Autos hergestellt, ebenso ist der Preis von Beginn an fixiert. Man bekommt ein Produkt exakt nach Bestellung – zum vereinbarten Zeitpunkt und zum vereinbarten Preis.   

Weiss: Nach welchen Kriterien gehen Sie beim Design vor? Was ist Ihr gestalterischer Anspruch?

Martina Konecká: Modulare Gebäude werden oft irrtümlicherweise als Container bezeichnet und als nicht schön angesehen. Wir versuchen zu vermitteln, dass die modulare Bauweise ein System ist, bei dem mithilfe von einzelnen Raummodulen ein ganzes Gebäude errichtet wird. Wie das fertige modulare Gebäude aussieht, liegt alleine in den Händen von Architekten.  

Weiss: Bezüglich Materialien: Welche Werkstoffe setzen Sie besonders gerne ein beziehungsweise was eignet sich gut? 

Martina Konecká: Im Wesentlichen handelt es sich um einen Holzbau mit einer Tragkonstruktion aus einem feuerverzinkten Stahlrahmen. Wände, Böden und Decken bestehen aus Sandwichkonstruktionen, die so zusammengelegt werden, dass sie allen technischen und ästhetischen Anforderungen entsprechen. Für Öffnungen, Elektroinstallationen, Sanitärtechnik und so weiter können die gleichen Materialien wie bei der traditionellen Bauweise eingesetzt werden.     

Weiss: Welche Kunden möchten Sie mit Ihren Raummodulen ansprechen?  

Martina Konecká: Unser ältestes Schwesterunternehmen, KOMA MODULAR, ist seit mehr als 25 Jahren auf dem Markt und hat in dieser Zeit so viele Module hergestellt, dass diese eine Stadt für 70.000 Einwohner bilden könnten. Wir haben verschiedene Büro- und Wohngebäude für namhafte multinationale Unternehmen und auch Einzelpersonen, Apartmenthäuser, Hotels, Krankenhäuser, Schulbauten, Sporteinrichtungen und viele andere Objekte realisiert. Hauptsächlich sprechen wir fortschrittliche Investoren an, deren Philosophie der unseren ähnlich ist.

Weiss: Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit Architekten aus?  

Martina Konecká: Wir arbeiten gerne und viel mit Architekten und Planern zusammen, organisieren internationale Architekturwettbewerbe für junge Architekten und Studierende, mit dem Ziel, Architekten mit dieser Bauweise vertraut zu machen, um diese dort einzusetzen, wo die modulare Bauweise für das einzelne Objekt am vorteilhaftesten ist. Je mehr architektonisch anspruchsvolle Gebäude in Modulbauweise errichtet werden, umso mehr hilft es der gesamten Branche.   

Weiss: Sie vermieten. Verkaufen Sie auch?     

Martina Konecká: Zu der Firmengruppe KOMA Family gehört neben KOMA Space und KOMA Modular auch das Unternehmen KOMA Rent, welches unsere Module vermietet. Die Haupttätigkeit von KOMA Family ist auf den Verkauf ausgerichtet.                    

Weiss: Ihr System kommt bei den verschiedensten Gelegenheiten zum Einsatz. Was waren bisher für Sie die spannendsten Projekte?     

Martina Konecká: Der Pavillon der Tschechischen Republik auf der Expo 2015 in Mailand hat uns nicht nur die Bronzemedaille für Architektur und Bauweise gebracht, sondern auch die entsprechende öffentliche Aufmerksamkeit. Nach der Expo wurde der Pavillon zurück in unser Werk gebracht, wo er heute als Bürogebäude dient.

Spannend war auch unser Projekt nach dem Erdbeben in Italien im Jahr 2009, wo wir innerhalb von lediglich sieben Wochen eine modulare Schule für 600 Kinder errichtet haben. Die Schule erfüllt ihren Zweck noch heute und hat sogar weitere Erdbeben ohne Schäden überstanden. Die Medien haben darüber berichtet, dass das modulare Gebäude beim Erdbeben „hüpft“, aber nicht zusammenstürzt. Wir haben mehrere interessante Projekte umgesetzt, wie zum Beispiel ein McDonald’s Restaurant oder Wohnmodule auf einer Ölplattform. Sehr spannend waren unsere Lieferungen nach Usbekistan oder Tschetschenien. In den mehr als 25 Jahren haben wir unterschiedlichste Projekte umgesetzt, von Luxus-Lieferungen der exklusiven Sanitärmodule für VIP-Zonen bei der Fußball-WM, sogar nach Südafrika, bis zu huma­nitären Hilfsprojekten, wie zum Beispiel ein Wohnheim in Kiew für Familien, die während der russischen Aggression in der Ukraine ihre Ehemänner und Väter verloren haben. Eine der letzten außergewöhnlichen Umsetzungen ist die Lieferung eines vierstöckigen Hotels in Paris, auf dessen Dach sich ein Spielplatz befindet.

Weiss: Wie sehen Sie grundsätzlich die Zukunft des modularen Bauens?     

Martina Konecká: Unsere Erfahrungen aus Australien oder den USA lassen uns die Zukunft optimistisch sehen. Dort gibt es Innungen der Produzenten von modularen Bausystemen, diese Baumethode wird an Universitäten unterrichtet, und es werden Konferenzen veranstaltet, wo sich die Spezialisten treffen. Jede Branche entwickelt sich und sucht nach neuen Formen, so sehen wir auch die modulare Bauweise im Bauwesen.

Weiss: Glauben Sie, wird man bald an die Grenzen stoßen?     

Martina Konecká: Heutzutage baut man modulare Gebäude mit mehr als 30 Stockwerken. Sicherlich werden keine 300 Meter hohen Gebäude, Theater oder Konzerthallen mit Modulen gebaut, aber es gibt Objekte, die es ausdrücklich erfordern, mit einem modularen Bausystem umgesetzt zu werden.

Weiss: Wäre für Sie auch der Einsatz für dauerhaftes Wohnen denkbar anstatt einer nur temporären Nutzung?     

Martina Konecká: Das ist heute bereits Realität.

Weiss: Was ist Ihre persönliche Vision?     

Martina Konecká: Unsere Vision ist klar: Wir wollen ein intelligentes, einfaches, qualitativ hochwertiges modulares System KOMA entwickeln und produzieren sowie ein Unternehmen mit zufriedenen Mitarbeitern sein, mit dem man zudem gut zusammenarbeitet. Und ich füge noch hinzu, wenn Objekte auf dem Mond gebaut werden oder wenn die anderen Planeten einmal besiedelt werden sollen, dann werden diese Behausungen sicher mit Modulen gebaut werden. Maurer, die Ziegel mit Mauer-kelle und Mörtel verarbeiten, wird es dort sicherlich nicht geben.      

 

KOMA Space GmbH Dipl.-Ing. Martina Konecká

KOMA Space GmbH ist Spezialistin für die Vermie­tung von modularen Gebäuden und mobilen Räumen. Dank dem Modulsystem KOMA bietet das Unternehmen den Kunden qualitativ hochwertige und wirtschaftliche Lösungen für den mittel- und langfristigen Raumbedarf – die Mindestmietdauer beträgt 36 Monate.

Das Modulsystem KOMA wird auch für humanitäre Zwecke eingesetzt, etwa bei Projekten zu humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit, die KOMA Space GmbH gemeinsam mit Hilfsorganisationen realisiert.

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