Klein, aber oho – wie man aus weniger mehr machen kann

  • © Â© J. Paul Getty Trust. Getty Research Institute, Los Angeles

Denn bald wird es heißen „Zusammenrücken“, wenn sich drei Viertel der Weltbevölkerung in urbanen Zonen tummeln, Mega-Cities keine Utopie mehr sind und der soziale Friede dabei auch erhalten bleiben soll.

Der neue Luxus wird also im Verzicht bestehen, und der flotte Spruch „Reduce to the maximum“ wird um ein Wort anders klingen. Minimalismus ist aber per se nichts, wovor man sich fürchten muss. Ganz im Gegenteil. In der Reduktion und in der Limitierung von Platz und Raum liegt ein großes, befreiendes Potenzial, das die Menschen wieder zu den wesentlichen Dingen zurückbringt. Und das beginnt bei jedem zu Hause.

Zukunftsmodell Baugeschichte

Microhousing, Small Living und Co-Sharing sind keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Schon viele Architekten haben sich zuvor mit diesen wichtigen Themen auseinandergesetzt. Einer davon war Richard Neutra, der sozusagen den Selbsttest antrat. Auf einem schmalen Streifen am Silver Lake Boulevard in Los Angeles entwarf er 1932 für seine fünfköpfige Familie ein knapp 200 Quadratmeter großes Haus namens VDL, mit dem er zeigen wollte, dass Menschen, die in unmittelbarer Nähe zusammengebracht werden, auch unter sehr befriedigenden Umständen untergebracht werden können. Der Schlüssel allerdings dazu ist, dass sie die kostbare Annehmlichkeit, die man „Privatsphäre“ nennt, in Anspruch nehmen können. Die vermeintliche Enge des VDL wurde mit großen Glasflächen und Spiegeln geschickt umschifft und die umliegende Natur mit der Architektur in Dialog gebracht. Für Richard Neutra war dies schon damals die ideale Wohnform: „Man fühlt einen großen Gedanken der Freiheit im VDL, weil alles sorgfältig geplant wurde, um Störungen zwischen den verschiedenen Zonen des Hause zu vermeiden, und es gab so viele Möglichkeiten, für sich allein zu sein.“
www.neutra-vdl.org